Tanz in der Dichtermaschine

Es ist gar nicht so leicht
Schriftsteller zu werden
noch schwieriger ist es
einer zu bleiben
aber paradoxerweise
gibt es auch kein Zurück

Blicke spalten das Ich
das Ich ist nicht einsam
wenn es fremde Erwartungen
leidenschaftlich bespielt

manchmal wundert sich
ein Mensch noch immer
über
das Selbstverständliche

man schreibt
vor sich hin
für sich
für wen
für niemanden
für 2 Leser:innen
für
das kleinste Publikum
sie lieben den Freiraum
und er
liebt die Freiheit

ein kleines Mädchen
verkauft ein Jahr
Limonade für ein
Ticket bei einem TS
-Konzert
sie ist 6 und sieht
ihr Idol
ich sehe das Reel
auf Instag*
und bin fassungslos

die Würde des Mädchens ist
defekt
ein Kind wurde dem Markt
geopfert
so sieht Missbrauch heute aus
stoppt die Täter
die
dieser Maschine
den Treibstoff liefern
und
weckt die Eltern
aus dem
Dornröschentraum

so wird keine Demokratin geboren
heimlich spricht die Prinzessin

kalte Illusionen
berauschen das Feuer
im lodernden Bären
drängt sich
der Stier verfault
durch
das virtuelle
Fleisch ohne Leben

warum nicht einfach
ein Königshaus feiern

jedes Reel ist
strukturelle Gewalt
wann begreifen
es alle

filterlose Wahrheit
kann tödlich sein

die Emanzipation will sich
heut nacht in der Elbe etränken
niemand hält sie auf

denken an WB

heimatlos auch heute
im Mantel steht
kein Mensch

zurück zum Text
ich schreibe noch ein paar Zeilen

Menschen suchen den Grund
wenn ich sie im Bus anschaue
prallen sie auf das Nichts

zurück aus dem Menschen
denkt sich das Prinzip
einfach
wenn man es
verstanden hat

Menschen
begegnen mir
ängstlich, fragend
oder wohlgesinnt
alle Projektionen
stammen aus der
Welt, in der wir
leben

das bin nicht ich
wenn du dich
in mir suchst
und
wenn du
die ganze Welt
findest
nur nicht
vollständig

ich lebe im Abseits
und da ist alles
sehr, sehr normal
wenig romantisch
und ziemlich
nüchtern

das Schreiben ist
keine Therapie
es ist eine Handlung
die man so erledigt
wie atmen und
schlafen

ich tanze
heute Abend
mit dir
du gute Seele
.