Der Bus hält mitten im Nirgendwo
eine Tankstelle ist hell erleuchtet
ich kaufe ein Kaltgetränk
das war’s schon, fragt der Kassierer
etwas verwundert, aber
nicht überrascht
es ist sommerlich warm
ein kurzer Regen liegt
noch auf dem Asphalt
später wird es wieder
regnen
…
in der Stille
spielt die Musik
ein paar Lieder
von früher und
neue
…
heute ist alles
so friedlich
wie damals
…
heute fängt alles
gerade erst wieder
an
…
gleiches Lied
paar Jahre später
dann der Refrain
Herz bebt, Kopf
kaputt
…
In einer Pause: Glas stößt aneinander
…
in deinen Augen
beginnt das Licht
Ohnmacht in Berlin
Die Antworten der großen Politik
sind leere Phrasen der Gestrigkeit
wir dürfen die Zukunft nicht heute
verspielen und machen es doch
schon seit Jahrzehnten
die Kinder der 60er sind
in der Entspannungspolitik
aufgewachsen und haben
die großen 90er gefeiert
am Ende jeder Drogenparty
stehen Rausch, Absturz
Depression
alle Probleme von heute
waren über Jahrzehnte
absehbar
guter Planung
hat man sich verweigert
und Geld gedruckt
in der Krise
so tut man es jetzt
nichts wird sich ändern
außer, dass
Wohlstandskinder
noch einmal
Zuckerwatte
für Brot halten
…
die Merkeljahre
sind
nach kurzer Pause
zurück
…
die große Politik
muss bessere Arbeit
leisten
…
es fehlen
Mut, Qualität und Innovation
niemand ausgenommen
Du fehlst gerade
Der Bus fährt in Richtung Norden
neben mir sprechen Menschen
alle Sprachen gleichzeitig, sie
versprechen sich Liebe
…
am Wiener Platz trinkt man Vodka
Kokain kann sich nicht jeder leisten
im Radio macht eine Moderatorin
oberflächliche Witze und findet
sich und das Program viel zu gut
…
ich habe einen Flashback und
denke daran, wie sich alles verändert
in der einen Sekunde – wenn alles passt
macht Sprache, dass man durch Freude
alles vergisst; miteinander
…
die große Welt reduziert sich
auf ein einziges Wort, dass du
suchst, wenn wir im Sommer
Kirschen pflücken
…
ein Mann steigt in den Bus
sie nehmen sich
herzlich in die Arme
alles folgt wie Gewohnheit
doch es ist alles außer
gewöhnlich
…
dann denke ich nur noch daran, dass du gerade fehlst
dann denke ich nicht mehr für immer…
dann vermisse ich dich nicht
dann bist du da, wenn du fehlst
dann bist du ›du‹
dann merke ich: dieses Gefühl gibt es nur wegen dir
…
auf Droge hätt’ ich dich
einfach viel zu oft nur verloren.
Windschatten
Ich bin in der Realität aufgewacht
der Himmel war grün, die Wiese blau
das Herz, meine Herren, ist schwarz
schon immer gewesen –
ein roter Papagei wird für eine
feindliche Drohne gehalten
und abgeschossen
…
ein Kommunist wird für einen
Kommunisten gehalten und
auch abgeschossen
…
man kann aus der Geschichte lernen
dass sich Menschen nicht ändern
…
laut brüllt der Marktschreier
und verkauft frische Pfirsiche
Mütter bringen Gurken nach Hause
…
das Wort ‚Hass‘ stammt aus dem
Mittelhochdeutschen und meint so viel
wie boshaft oder mit Hass erfüllt;
eine Lehrerin in der Grundschule
meinte mal zu mir, ich könne einen
Lehrer nicht hassen, ihr Vater sei
von den Russen erschossen worden
diese Menschen könne man hassen
ich dürfe das nicht; ich habe das
bis heute so akzeptiert.
Gefragt, ob der Vater ein Nazi war
habe ich damals nicht, genau genommen
empfinde ich das Verhalten der Lehrerin
bis heute übergriffig –
inhaltlich stimme ich aber zu, ich
kann und will nicht hassen. Hass
ist besser, wenn man ihn nicht
sucht oder findet; er ist
nur schön, wenn man ihn
vermisst meldet und
nach Zeiten aufgibt.
Auf einer Wiese dreht ein Rad
der Wind ist heute forsch, aber
nicht zu hart. Das Windrad
freut sich des Tages. Es hat
Angst, dass jemand kommt,
um es abzureißen: „Weil es
hässlich ist.“
In der Sprache zeigt sich
das wahre Gesicht eines
Täters.
Empathie ist ein Zeichen
von Intelligenz, Vernunft
der Maßstab für Politik,
Hass ist ein Zeichen
von Schwäche.
…und sie wissen nicht,
was sie tun.
Langsam rieselt der Schutt von den Wänden
Der Altbau lebt
seiner Zeit voraus
die Jahre ziehen
in das Land
und unbemerkt
flüchtet
die Wand in
ein neues Leben
seit über 10 Jahren
rieseln nun
Putz und
Nachkriegsbeton
von der Wand
eine Lücke
tut sich auf
eine Lücke
in der weißen
Fassade wartet
dass sich endlich
jemand
um sie kümmert
und renoviert
…
meine Geduld ist endlich
ich hole den Staubsauger.
Der Autor trinkt mit
Es ist einer dieser Abende
der Wetterumschwung
macht, dass wir
einen Regenschirm mitnehmen
genauer gesagt: zwei;
der März beginnt zu warm
heute zieht eine kältere Feuchte
durch die schmalen Gassen
die selten von Autos
gesehen werden.
Das Kopfsteinpflaster glänzt
einige Tropfen sind gefallen
ein ganzer Regen war es nicht
und er wird auch heute
nicht mehr kommen.
Am Ende der längeren Tage
steht die Dunkelheit, in der
die zurückliegenden Stunden
noch schimmern, das Leben
klingt nach, sanft wie eine
routinierte Violine.
Inmitten der Baukunst
strahlt das alte Gemäuer
nicht aufdringlich, eher
lieblich wie eine
vergessene Laterne
aus jeder Zeit.
In der schmalen Holztür
stehen Menschen und
warten darauf, dass
die junge Freundlichkeit
ihren Eintritt kassiert;
dann sind wir
an der Reihe und
bringen die neue Welt
mit einem QR-Code
in das Foyer.
Man zeigt sich wenig
überrascht, Veränderung
kann Normalität werden
wenn man mit ihr lebt
und den Alltag
gestaltet.
Die Zukunft kommt heute
noch nicht an, unsere Tickets
existieren ausgedruckt
auf dem Papier.
Am Abend wird Kalifornien
zu der Kulisse, im Hintergrund
scheint die Sonne; manchmal
geht das Licht hinter den
Glasfenstern an.
Die Bühne spielt den
Sonnenauf- und untergang
während durch die Lautsprecher
eine Stimme einem Grammophon
lauscht, das die Vergangenheit
aufzeichnet; der Mensch
begegnet sich staunend –
wer ist schon frei von Eitelkeit.
Im Publikum herrscht eine
mitreißende Ruhe, man läuft
mit den Menschen durch das
Kalifornien ihrer Tage und
Brecht sind die Straßen
zu lang und zu einsam;
der Autor sucht das Kaffeehaus
die Menschen und den Ausweg
aus der erdrückenden Schwere
der schönen Natur.
Die laue Sommernacht
begleitet uns durch den Abend
und macht ein wohltuendes Ich
zum Gemeinsam.
Menschen begegnen sich in der Szene
sie teilen Witze und die Distanz, manche
geraten in Geldnot, andere nicht
es gibt eine gewisse Solidarität
unter Prominenten in Hollywood.
Wer wird Deutschland sein
wenn wir die Zeit überdauern
wenn wir Demokraten geworden
sein werden, denkt sich ein Mann
in der Fremde; auf der Couch
wartet sein weißes Gesicht, das
eine junge Frau empfängt, die
später einmal berühmt geworden
sein wird
…
Die Größe der Kunst
wirkt so schwerelos, frei
wenn sie sich selbst nicht
zu ernst nimmt und doch
das Ganze erfasst, die
leichte Ironie und der Witz
funktionieren nicht
gegen die Wahrheit,
sondern mit dir
und
gerade deshalb.
Nobody on the Road
Das alles ohne Drogen kein Koks kein Ketamin das ganze Gefühl organisch den ganzen Sommer suchten wir uns durch die lauen Abende und die frischen Sonnenaufgänge tagsüber drehen Ventilatoren durch; wegen uns, glaubst du nicht? und der Schweiß perlt auf unserer Haut wie der Glamour unserer verlorenen Unschuld abends ist niemand auf den Straßen unsere Therapie sitzt auf Campingstühlen mit uns gemeinsam im Grüngürtel und der leichte Sonnenbrand fragt dich nach morgen und irgendwer sagt dass da noch eine Limo im Kühler ist lass einfach heute is besser als morgen aber dann auch immer is okay solange wie geht und einen Tag länger damit wir gut durch die Winter kommen und durch das Leben liebs halt gerade