Greater Thunfisch

Nächstes Jahr
mache ich alles
was ich dieses

komm schon
keine Pläne
keine Szenarien
keine Studien
bisschen leben
dann Katastrophe
* game over * pling
mit Karacho
schießen wir
die Katastrophe
heute ins Weltall
und hoffen
dass uns
der Himmel
nicht doch noch
auf den Kopf
fällt
aber wenn es
wirklich
wirklich
wirklich
klappt
und
wirklich
wird
dann
wird
es
großartig
werden
versprochen
dann gehen
wir
alles
gemeinsam an
und hassen uns
nicht mehr
schnauzen uns nicht mehr so an
Ideologien überwinden
Konflikte lösen
Probleme erkennen
gemeinsam
neue
Innovation
durch
Liebe
begründen
und
ob
groß
oder
klein
die
Gewalt
wird
Vergangenheit sein

nur die Menschheit
zählt

und alle Geschlechter
leben vereint
jenseits der Armut
und nur
Prinzen und Prinzessinnen
weinen über
ihre
verlorene
Rollenfunktion

Happy New World
Habt euch mehr lieb
– alle.

Ich setze fünf Mark
auf 2023.

Zeichenlos glücklich

Ich stehe bei REWE an der Kasse
und warte auf das Signal
bin an der Reihe
meine Einkäufe liegen
sorgfältig geordnet
auf dem schwarzen Band
das mir nun
entgegenkommt
die Kassiererin
ist nicht neu
aber wir kennen uns nicht
selten gesehen
aber es gibt
einige neue Gesichter
hier haben viele gekündigt
manche von ihnen
habe ich längst vergessen
neulich bin ich
in einer ruhigen Minute
noch einmal
die letzten zehn
Jahre durchgegangen
relativ unsystematisch
aber das war mir auch egal
manche habe ich
wiedergefunden
.
Nun stehe ich
mit meinem Rucksack
in schwarzer Montur
hier und warte darauf
dass ich alles einpacken
kann und bezahlen
muss ich auch
insgeheim hoffe ich
dass mich heute
niemand
beobachtet, denn
ich kaufe heute
FISCH
er ist
im Angebot
.
Die Katastrophe
verhindere ich
heute nicht
und vermutlich
scheitere ich
an alter
Gewohnheit
oder inzwischen
einfach am Alter
Gewohnheit
brauche ich
um nicht völlig
verrückt zu werden
mit den ganzen
Veränderungen
in der Welt
die heute
früher immer
besser war

allerdings
braucht das
deutsche ‚immer‘
gewisse
Gedächtnislücken
es ist eine
fragmentarische
Akte
die Mäuse
haben das
Schicksal
gefressen
.
In einer
unverhofften
Minute
stehe ich
sehe
dich
unbedacht
ohne Kopfhörer
bin
zu selten
im Raum
höre etwas
denke an
damals an
Mülheim den
Rhein den
Sommer und
das du, das ich
den Dialog
die Zeit
die Stunden
die gut waren
die echt waren
liebevoll kurz
jugendlich
glücklich
das war
früher
wie wird
das
Früher heute
erwachsen
ich bin
neugierig
und
überrasche
mich
selbst
Supermarktgeräusche einspielen
.
Jetzt hat mich
der Flashback
einfach so
gegen die Wand
gefahren wie
gut wie
spontan wie
das Leben
mich trifft wie
treffen wie
getroffen wie
werden wie


ich weiß nicht
du wusstest
er, sie, es wissen
auch nichts
zumindest
glaube ich
das
bilde mir
ein
stehe wie
ein
Astronaut
im neuen
Kostümladen
in den
Arkaden
und suche das
passende
weiße Hemd
oder
T-Shirt
und warte
dass
das Vakuum
sich ergibt
und mich
bedient

keine
Chance
.
Es fühlt sich
ganz echt an
verrücktes Leben
verrückter Mensch
verrückt war’s eigentlich
gar nicht so sehr
eher das Gegenteil
gut wars und dann
wars halt rum
und jetzt ist’s
noch da
unbefangen
holt es mich
manchmal zurück
und das Jetzt
trifft sich mit
dem Gestern
im Morgen
und sie sagen
sich
vermutlich
nur
dass es noch da
ist, dass du
noch da bist, dass
ich noch da
bin
und ich will auch
aber wollen
geht oft auch
einfach nur
schief
aber
nun sind wir
anders
und
zusammen
und
glücklich
und derweil lächelt
die Kassierin
mit all den Leuten
und fragt mich
ob ich
mit der Karte bezahle
und ich zucke mit den Schultern
und warte darauf
dass da noch mal was kommt
aber das Band ist gerissen
schwarze Luft
atmet mich
aus
kein Payback

die Erinnerung
dann du, heute
dann check ich das erst
dann ist es schon vorbei
und ich merke
dass morgen
schon wieder
ein Jahr weniger
mehr wird
für uns
also wird es
Zeit
dass wir uns
noch mal
begegnen
und dann
erinnern wir uns
noch mal daran
dass es morgen
nur schön wird
und nicht schwer
und nicht leblos
sondern
authentisch
wenn du sagst
wo es lang geht
und der Rhein
uns begleitet
.
Ich habe eine Frage
wenn du das nächste Mal
in meinem Rücken lauerst
werde ich vorbereitet sein
und vermutlich
falle ich dir
einfach
in die Arme
und rieche
den Frühling
in deinem Blick
und schmecke
den Sommer
in deiner Stimme
und du bist längst
so schön anders
wie ich
bunt wird der
Winter

in der Kälte
wartest du auf
und ich bin froh
dass das endlich
einer macht
einer zugibt
einer genauso
wartet
wie ich
auf den Menschen
der früher
in der Welt war
und heute noch ist
aber irgendwie
aber irgendwo
verloren gegangen
zu sein scheint

und dann ist da
etwas
manchmal
bleibt er
und auch sie
bleiben wir
einfach unsichtbar
zurück
wie das Sediment
die Natur
im Hintergrund
glückliche Elemente
sind zusammen
für den Moment
der
ganz sicher
bald
kommt
und dann
sind wir
im Untergang
vereint
aber
nicht so
alleine
.
Ich bezahle
mit der Karte
höre die Stimmen
der anderen
die alle anders sind
aber nichts hören
leblos
verglichen zu deiner
und
mein Rucksack
trägt mich
nach Hause, nachdem
ich
die Rechnung
für heute
beglichen
habe
und der Frau
hinter der alten
Coronaschutzvorkehrung
einen guten Rutsch gewünscht
habe
von Herzen
und sie
mir auch
und jetzt warten wir beide
auf den nächsten Menschen
der zwischen den Waren
uns in der Welt
gemeinsam
ein Lächeln verschenkt
etwas von sich
gegen das Fremde
der Supermarkt
lässt uns zurück
und dann
bin ich
zu Hause
und schreibe
noch ein paar Zeilen
in das Fotoalbum

der letzte Fisch
ist im Ofen.

Heute ein schönes Gedicht schreiben

Die Blütenblätter
müssen herhalten
sie bilden einen Zirkel
der Verschwörungskreis
ist am Kelch
durch den Stempel
verbunden
die Blume
wird
wirklich
bürokratisch
verwaltet
vom Blütenboden
aufwärts
an den Kelchblättern
vorbei
die Kronblätter
seitwärts
das Staubblatt
hinein
der Stempel
im Zentrum
auch der zweite Durchlauf
die Grafik beschreibend
macht nicht klar
was das vor mir ist
sie bewegen sich
mit dem Licht
durch den Tag
für ein paar Stunden
gehen zusammen
verschwistert
kein Streit
im Blau
die Zeit
eine Achse
der Koalition
ohne Streit
oder Reue
trennt man sich
wenn es vorbei ist
sein muss
für das Neue
und dann
war es
zusammen
irgendwie
schöner
als
singulär
.
Memo an das ›Ich‹
Blumenladen besuchen
Schnittblumen meiden
möglicherweise besser:
Blumenwiese suchen
– und hinlegen.

Ab hier Erinnerungsfunktion
– einfügen:

Schön ist die Welt
Blau / Grün / Gelb.

Letzter Grashalm, Blumenwiese

Keine großen Fragen
stellen
das Mammut trampelt
täglich
durch die Tagesthemen
ausgestorben
es trägt sein Stolpern
durch die Geschichte
mit Fassung
ein Herz
Wohlstandskinder
Rio, Tokyo, New York
Hauptsacheweg
Luxus
Kinderarbeit
Bangladesch
„Wie viel ist dein Outfit wert?“
Pornografie
Komplex in Bergisch Gladbach
Prozess inzwischen gelaufen
Probleme ungelöst
Netzwerke der Gewalt
und Unterdrückung
Heides beste Bilder
damals fast
noch minderjährig
heute Hollywood
LA liebt den Sonnenschein
fast schon erwachsen
erwachsen genug
für LA
Hunger in Afrika
Empathie
Mangelware
Amputationen im Krieg
Egal
Schreie
Egal
Schicksale
Egal
Vergewaltigungen im Krieg

Menschen müssen helfen
egal wann
egal wo
egal wie
ein Tag nur
ohne Gewalt
wäre besser
nur wie
kann ein Mensch helfen
ein Mensch
egal
egal
ein Mensch
kann ein Mensch helfen
Frage an die Geschichte
Antwort steht aus
derweil Hoffnung, Würde
Menschheit
Glauben an

Gute Seele getroffen
heute.

Es gibt die andere Welt,
die gute,
machst du mit?

Gesucht wird die Wende

Eines Tages
in meiner neuen Sprache
werde ich sie finden
all die Worte
die man
in mich hineingestopft hat
als ich mich nicht wehren konnte
als man wollte, dass ich werde
was ich nicht geworden bin
und wenn ich mein Vokabelheft
von deinen Vorstellungen
befreit habe, dann
komme ich wieder
und nehme dich
in den Arm
und trage dir
mein
erstes
Gedicht
vor
und du
wirst es
lieben.

Danach, das Ich

Eingetrocknete Essensreste vom Teller zu kratzen, kann eine ganz schöne Herausforderung sein. Meistens gewinne ich den Kampf, bevor ich mich darauf einlasse. Der Klügere gibt nach. Ich esse entweder nicht oder von dreckigen Tellern, mit altem Besteck oder einfach mit den Fingern. Selbst der Ekel hat mich verlassen. Aufräumen war nie meine Stärke, aber früher kam ab und an Besuch. Da wollte ich die kleine Schwäche nicht offenbaren. Seit einiger Zeit bin ich allein. Alle um mich herum sind weggestorben. Ich bin der Letzte meines Stammbaums.

Heute ist Feiertag. Mein Weihnachtsgeschenk: Eine Backofen-Pizza mit einer Flasche Rotwein. Scheiß auf die Energiepreise. Aus der Schublade hole ich einen Kerzenstummel, den ich anzünde, um mich in Stimmung zu bringen. Das Fest der Liebe und Barmherzigkeit soll schließlich nicht zu kurz kommen. Sogar das Geschirr habe ich dafür gewaschen. Es ist ein Festtag für mich und meine Familie.  Ich feiere mit mir und beschenke mich selbst. In meiner Erinnerung kommen einige Verwandte. Sie sind erstaunlich gut gelaunt! Gut, dass niemand einen Streit beginnt. Ich bestimmte die Dramaturgie.

Der Kerzenstummel ist ausgebrannt. Es ist kurz dunkel und ich schalte das LED-Deckenlicht ein. Ganz schön hell. Es ist ungemütlich und Weihnachten wieder vorbei. Ich gucke jetzt auf die Uhr. Es ist sieben, nicht morgens, sondern am Abend. Früher bin ich manchmal noch in die Kirche gegangen. Doch nach dem Glauben an Gott hat mich auch meine Verzweiflung verlassen. Das fühlt sich nicht wie ein Verlust an. Eher wie eine Erleichterung.

In der ersten Fassung dieses Textes folgte das ›Ich‹ noch einigen Gemeinplätzen zur Prostitution, zu Gewalt und Verbrechen und zu dem Fetisch, den die Gesellschaft mit sich herumträgt. Ich habe diese Passagen heute gestrichen, weil dieses Weihnachten ein friedliches Fest war. Die großen Probleme gehen wir nächstes Jahr an. Dann kümmern wir uns noch einmal um die Dramaturgie in der neuen Gesellschaft.

Zigaretten, Rauch – neue Energie

Ich bin eine Ikone
die Presse zelebriert
mich
meine Person
mein Aussehen
meine Flüge durch die Welt
wenn ich gefragt werde
zitiere ich Studien
ohne Titel
ohne Inhalt
nur die Überschriften
schließe andere aus
die keine Zeit hatten
sie zu lesen
können nicht lesen
die anderen
die keine Nachhilfe bekommen
in der Schule werden
keine Studien gelesen
mehr als R-A-V-I-O-L-I
soll man außerhalb des Milieus
auch gar nicht verstehen
wichtig ist, dass sie arbeiten
für den Staat
für das Volk
für das Klima
weniger arbeiten wäre auch gut
für das Klima
weniger
rauchen war früher schon gut
für die Gesundheit
nicht für das Portemonnaie
der Unternehmer zwingt in die Abhängigkeit
bis dass der Tod uns scheidet
je früher, desto besser
das spart uns die Rente
ich fliege zu einer Konferenz
die Medien berichten
über mich
ich bin die Mission
das gute Gewissen
die neue Generation
ich kenne mich aus
ich kenne jemanden bei der Bank
ich kenne jemanden beim Rundfunk
ich kenne jemanden bei Gericht
ich kenne niemanden bei ALDI
ich kenne alle meine Onlyfans
beim Verlag feiern sie mich
als Autogrammkarte
sie googeln in mir
den neuen deutschen Film
den grünen Riefenstahl
wenn ein langer Tag vorüber ist
checke ich die Aktienkurse <3
und freue mich
dass der Strukturwandel
an mich und meine Familie denkt
dann ärgere ich mich über die Putzfrau
kürze das Schwarzgeld
und der Moderator fragt mich
was er morgen senden soll
er hat keine Ideen
und ich auch nicht
gute Nacht
.
.
.
Fortsetzung zensiert
.
.
.