Kevin allein in Moskau

Meine Familie
hat mich verlassen
oder ich sie
das ist nicht ganz klar
ich sitze alleine
im Oligarchenpalast
und träume
vom Frieden
Pizza bestellen
würde ich gerne
Käsemaccheronie
wären ein Traum
tanzende Pappfiguren
vor einem Fenster in New York
die Verbrecher sitzen
alle an der Front
im Panzer
im Graben
sie frieren sich den Arsch ab
da drüben –
explodiert eine Mine
am Telefon gratulieren sich
Generäle vorab
zum Endsieg 2023
es wird etwas geschehen
die Patriarchen
messen ihren Ruhm
im Staub der Versprengten
ergeilen sich am Leid der Versehrten
die pure Langeweile
macht Lust auf Macht
die Orientierungslosigkeit
in der eitlen Aristokratie des Seins
sonst gibts halt nichts zu erleben
in der modernen Welt
und in der Zukunft
weint der alte Mann mit der Schaufel
ist längst depressiv, weil er
seinen Sohn
damit begraben hat
zwei Filme aus dem Archiv
das ist die Erinnerung
eine Taubenfrau
kein Happy End
bis der Schnee geschmolzen
das Eis getaut
und die feuchten Banditen
wieder auf freiem Fuß sind
die Hoffnung siegt über die Gewalt
der Frieden über das Jetzt
vermutlich
irgendwann
ganz sicher
irgendwann
und dann fallen wir uns in die Arme
und warten auf den Sonnenaufgang
irgendwann
auf der Datscha der Freiheit
irgendwann
dann…
es wird so sein
vielleicht bald
vielleicht später
irgendwann
ganz sicher
irgendwann.
– Friede den Hütten