Er schreibt
an ihn oder sie
je nach Geschmack
oder Gefühl hier
die passende Version
einsetzen und
nach einiger Zeit
gegebenenfalls ändern
…
sie treffen sich
im Jahr 1995 in der Schule
dann verlieren sie sich
nach dem Abitur denken
sie oft getrennt voneinander
an die gemeinsamen Nächte
als der Rhein ihnen
das Frühjahr erklärt hat und
als die Spaziergänger
die Älteren waren, im Hintergrund
spielten die Kinder verschwommen
über ihren Köpfen schwebte
die Seilbahn
…
der Wind reibt sich
verschlafen durch die Wipfel und
verschafft ihnen eine Abkühlung
im Jahr 2015 treffen sie sich
zufällig in einer afrikanischen Stadt
sie arbeiten dort für eine
bessere Gesellschaft und
sie begegnen sich auf dem Zenit
ihrer persönlichen Karriere und
doch sind sie einsam, aber
sie erzählen sich nichts darüber
sondern lassen sich über
eine Agentur die Liebe
auf das Hotelzimmer bringen
damit sind beide doch noch
irgendwie zusammen
…
der Spätsommer kündigt
den Herbst an und in Norwegen
wird es schon früh wieder dunkel
es ist inzwischen 2035 und
die Welt ist sehr in Bewegung
gewesen und nun steht
alles wieder still, denn alle
bewegen sich nur noch online
in einer zweiten Welt agieren sie
in einer zweiten Haut und sie
häuten sich, wenn
etwas unangenehmes passiert
das Alter gerät in Vergessenheit
in dieser Welt treffen sich
zwei Avatare und sie merken
nicht mehr, dass sie zusammen
zur Schule gegangen sind und
sie haben sich einen Sommer
und eine Nacht lang
wirklich geliebt
…
als niemand mehr damit
rechnet, wird es plötzlich
sehr kalt und es gibt
einen echten Winter, der
solange bleibt, wie es
früher häufiger vorkam
nun ist das Jahr 2055 erreicht
und das ewige Leben ist
noch immer keine Option
auch wenn man sich im
digitalen Universum eine
ständige KI leisten können
muss, um angesehen zu sein
und zu bleiben
eine Frage ist, wie man das
’sich selbst überleben‘ post mortem
überprüft, aber man kann sich
gegen Betrug und Missbrauch
versichern – ein altes Prinzip
durch eine Pleitewelle und
den Strukturwandel sind
die beiden Alten nun
nicht arm, aber auch nicht
so reich, sie hatten es anders
geplant – beide für sich
sie treffen sich
auf einem Spaziergang
am Rhein, die Seilbahn
fährt nicht und Kinder
spielen nicht
der Skatepark ist in
die Jahre gekommen und
sie lieben sich noch einmal
so wie früher
dann stellen sie fest
dass sie sich an alles erinnern
außer an die gemeinsame Zeit
ein Flugtaxi bringt sie
zurück in die Vergangenheit
und sie holen alles nach
digital schreibt die KI
ihre Paarbeziehung
neu, zu einer glücklichen
Geschichte
…
sie wacht auf
er sagt: „Es ist Sonntag, ich war nur
kurz beim Bäcker. Du
hast nur schlecht geträumt.“
sie sieht ihn an
beide denken glücklich an
das Gestern und an
das Gestern davor
und davor waren sie
noch nicht zusamen, denn
sie gehören noch nicht zu
den Alten, der Morgen
verspricht eine normale
Geschichte, sie gehen
eine Runde an den Rhein
essen eine Pizza mit Rotwein
in Köln-Mülheim vergessen sie kurz
dass sie beim Minigolf heute
Großes
geleistet haben.
Drei Brötchen zur Freiheit
Er geht auf
dem Kopfstein
-pflaster
immer der Nase
nach, bis zur
letzten Bäckerei, die
noch offen ist
und sie begrüßt ihn
herzlich, obwohl
die Lage ernst ist
holt er drei Brötchen
und fragt, wie es
ihrer Lebenspartnerin
geht, sie hat seit
gestern keinen Zugang
zum Internet
mehr und jetzt sei
die Lage kurz
unübersichtlich, aber
sie sei eine tapfere Frau
und er ist unsicher
wegen ihr, wegen sich
und wegen der Unterhaltung
obwohl niemand dort
ist, fördert die Technik
das Misstrauen nicht
gegen sie oder sich
aber gegen alles sonst
nur heute
lässt er die Überwachung
im Nirgendwo stehen
und schaut der Frau
vertraut in die Augen und
sie lächeln sich mutig an
und wissen, dass es
eine andere Zeit geben
wird und das System hat
keine Chance
die Propaganda bleibt
heute ausgeschaltet
…
im Nirgendwo weint
ein lebloses Wesen
weil es nicht mit den
anderen lebt.