Die Mütze

Einen Rundgang gemacht
die Menschen sitzen in
den Hauseingängen und
trinken dort ihr Bier oder
rauchen.

Tatsächlich wird viel geraucht
zumindest an einem Eingang
sammeln sich Kippenstummel
und ich hatte das Wort schon
aus meinem Wortschatz
gelöscht.

Im mexikanischen Imbiss
legt man Wert darauf, dass
es ein Familienbetrieb ist
der Mann ist sehr nett
er wundert sich über
mich, weil ich fremd
bin oder mich so
verhalte.

Ich gebe mir wirklich
Mühe, der Kontakt
zur Stadt und den
Menschen wird
besser mit jedem
Schritt.

Man kommt nie
perfekt irgendwo
an.

Der Müll auf der
Straße wird morgen
vermutlich abgeholt
aber alles werden
sie nicht mitnehmen
können.

Die Stadt und die
Häuser stehen alle
eng zusammen.

Im 7-eleven gibt es
wirklich fast nichts
zu kaufen, was
irgendwie gesund
ist –
aber: Bananen.

Denken an Paris 2011
lange her, damals
ähnlich gutes Wetter
und Student im
späten Aufbruch
heute nicht
mehr.

Ich habe das Gefühl
dass diese Stadt
etwas politischer
sein könnte
obwohl die Politik
an anderer Stelle
gemacht wird.

Es laufen ganz
normale Menschen
auf den Straßen
herum, aber es
ist auch nicht neu
dass man als
Reisender
manchmal
einen an der
Klatsche hat
oder kurz
Angst
bis das Habitat
bekannter wird.

Wir nähern uns
an, der Mann
im Taco laden
hatte wirklich
etwas sehr
freundliches
aber vielleicht
habe ich mir
inzwischen
einen seltsamen
Habitus
angewöhnt

wie kann man
das ablegen
muss man das
ich habe keine
Ahnung.

Die Familie im Tacoladen
wirkt ziemlich entspannt
obwohl Amerika so hart
sein kann, scheint es
hier eine Hoffnung
zu geben, dass es
Gleichheit wirklich
für alle Menschen
gibt und nicht
nur für Weiße.

***

Fast vergessen!

Es sagt alles über meine
Vorbereitungen aus, es
ist 22°C um 9 Uhr abends
die Wohnung hat zwei
Klimaanlagen, eine feste
und eine mobile, an
der Decke ein Ventilator
den ganzen Tag war ich
im T-Shirt unterwegs
ich habe eine Mütze
eingepackt
warum, weiß ich
nicht.

In Köln sind es
zehn Grad
weniger.

Ein Mexikaner betritt
den Raum und ich wehre
mich gegen die Narrative
die in mir sind
es gelingt mir nicht
ich möchte einfach nur
denken und fühlen
dass dieser Mensch
genauso gut ist wie ich
obwohl meine Fehler
viele sind
wir könnten uns
auf eine Zigarette
begegnen, aber ich
rauche nicht.

Denken an das Cannabis
-Trio in Washington am
Seiteneingang
so wie in American
Beauty – wirklich.

Ich spalte die Narrative
in mir ab und weiß
dass sie nicht
aus mir herausgehen
aber so sind sie
wenigstens Geister
die ich nicht
ernst nehmen
muss.

Auch Geister
haben Rechte
ich höre ihnen
zu.

Wenn ich anfange
zu ihnen zu sprechen
dann bin ich der Mann
der mir heute im Bus
begegnet ist, aber
auch der Mensch
wirkte einfach nur
lost
wir müssen
zusammen bleiben
wenn das nicht
eskalieren soll
auch dort
wo wir uns
nicht mögen und
wo wir so verschieden sind
dass es weh tut
es nutzt nichts, die
Demokratie muss
da durch, ich
mache da mit
damit es gut wird.

Ich bin das Gespenst
aus Europa.

Du?

Philadelphia No. 1

Der Bruch ist hart
aber das liegt an mir
und den Vorurteilen
die sich aufstauen
wenn man kurz
vergisst, wie
das ganze Bild
aussieht.

In Philadelphia
stehe ich im Bahnhof
und der sieht sehr
ähnlich aus wie der
in Washington
diese alten Hallen
in Amerika wirken
sie aus der Zeit
gefallen
überall ruft mich
das 19. Jahrhundert
nur der Raum ist
halt nicht mehr
so voll, viele
sind in der Luft
oder auf der
Straße.

Ein Amerika ohne
Autos kann ich mir
noch schlechter
vorstellen als ein
Deutschland
ohne Autos.

Ist beides…
wäre es möglich?

Im Hintergrund höre
ich einen Helikopter
ansonsten ist
die Gegend hier ruhig
warm und sehr dreckig
und das sage ich
als jemand, der Kalk
kennt.

Ich kaufe ein Ticket
in der Bahnstation
es ist herausragend
überall kann man hier
Menschen, echte
Menschen fragen
und sie helfen
weiter.

Der Ticketkauf
am Automaten
dauert, aber
er funktioniert
dann versuche
ich die
Magnetstreifenkarte
mit der Vorrichtung
am Eingang zu
verbinden, der
Mann in dem Häuschen
er ist sehr geduldig
ich weiß nicht, ob
ich die Technik nicht (mehr)
verstehe oder ihn
oder beides.

Ich habe es geschafft
am Bahnsteig telefoniert
eine junge Frau sehr laut
sie geht auf und ab und
brüllt ziemlich laut in
das Telefon, eine andere
spricht in die Luft mit
einem virtuellen
Gegenüber.

In der Nachbarschaft
höre ich Menschen
rufen und die
Klimaanlagen
laufen.

Noch ein Helikopter.

An der Bahnstation
fallen mir zwei Dinge auf
die Menschen wirken
rough und
authentisch
irgendwie
treffen sich ehrliche Arbeit
und strukturelle Gewalt
hier am Bahnsteig
im Uringeruch.

In der Bahn sitzt ein Junkie
er schläft und er
erinnert mich an
zu Hause, ich
vermisse Kalk-Post
verrückt.

Die Bahnsteige sind unterirdisch
sie erinnern an Filme
und an Verbrechen.

Noch ein Helikopter.

Die Werbung zeigt
einen Anwalt für Unfälle
möglicherweise
sind Arbeitsunfälle
sein Metier
er hat über 3000+
positive Ratings
die Anzeige
zeigt einen Mann
der auch Politiker
sein könnte.

Eine zweite Anzeige
erinnert daran
dass Rauchen
ungesund ist
und süchtig
macht.

Noch ein Helikopter.

Ich hatte das fast
vergessen, dass
Menschen rauchen
aber hier scheint
das ein Issue zu sein
die Durchsage mahnt
dass es nicht erlaubt
ist und warnt vor
der Betrafung.

Ein Mann raucht
trotzdem
er ist Chuck Norris
und lässt es sich
überhaupt nicht
ansehen.

Die halbe Zigarette
spart er sich, was
irgendwie edel
erscheint.

Jetzt erinnere ich
mich an die Kreuzung
und an die Ampel
vor wenigen Minuten
am Steuer sitzt ein
Mann und zündet
sich eine Zigarre
an; eine Zigarre!

Ich breche hier ab
ich muss…

Noch ein Helikopter.

…dachte das Schreiben
fängt gar nicht mehr an
es war alles etwas
schwerfällig.

Ich arbeite mich rein
in die Reise und in
das Erleben dieses
Abenteuers.

Ach, eins noch! Eben
war ich auf der Straße
kurz irritiert, weil das
hier größer ist als
die Kalker Hauptstraße
aber dann passieren
zwei Dinge: Eine junge
Mutter schiebt einen
Kinderwagen durch
dieses Viertel und
ich hätte sie in
London vermutet.

Ich bin ein Idiot.

Dann lese ich auf dem
Handy die Karte von
einem mexikanischen
Restaurant und am
Ende der Website
erinnern sie an die
Black Live Matters
Bewegung und
damit fühle ich
mich
plötzlich willkommen
als Person
angekommen in
der Weltpolitik.

Menschenrechte
können Menschen
verbinden
es ist eine Hoffnung.

Noch was fällt mir ein
viel mehr Musik!

In DC schon Menschen
singen gesehen und
gehört, aber wirkt
alles etwas musikalischer
und es fühlt sich danach an
dass es ein Amerika gibt
das Solidarität kennt
die nichts kostet.

Ich lasse den Text mal
so, bis hier und heute.

Es gibt noch Dinge zu tun
und die Stadt zu
erkunden.