Es ist Zeit für eine kurze Reflexion der letzten 365 Tage mit diesem Blog, lustigerweise fällt der Jahrestag auf einen Sonntag. An diesem Tag schreibe ich am liebsten.
Ich habe aktuell 347 Beiträge veröffentlicht, diesen inklusive. Damit bin ich nicht ganz bei einem 1er Schnitt, aber es ist trotzdem ganz schön, was zusammengekommen. Die Qualität der Beiträge schwankt. Anfangs habe ich bereits vorhandene Texte hier bearbeitet oder alte Beiträge neu veröffentlicht. Diese Praxis ist etwas in den Hintergrund getreten, da ich inzwischen lieber und einfacher neu schreibe. Eine wirkliche Ordnung habe ich bislang nicht gefunden, und für diesen Blog gebe ich den Anspruch auch zunehmend auf. Als fortlaufender Schreibort funktioniert diese Seite. Mehr soll es vielleicht gar nicht sein. Gerade weil der Blog nur das ist, was er nun mal ist, ein Ort ohne Regeln, aber sehr einfach gestrickt und funktional gebaut, fällt es mir hier oft leicht zu schreiben. Dass die Texte sofort rausgehen, gefällt mir ebenso sehr und dass ich nicht weiß, wohin, auch.
Natürlich sind die Texte nie perfekt, weder sprachlich noch inhaltlich. Gerade bei politischen Themen suchen sie die Provokation, die Schreibweise ist pathetisch und impulsiv. Das verleitet dazu, dass Grenzgänge sichtbar werden. Manchmal verschwimmen die Grenzen. Gelegentlich erschrecke ich selbst vor dem Sagbaren, obwohl ich mir selbst eine ethische letzte Grenze setze. In letzter Zeit scheinen sich in meinen Darstellungen zwei bis drei Muster zu wiederholen. Ich habe gestern bei einer Durchsicht meines Archivs allerdings bemerkt, dass das gar nicht so neu ist. Die soziale Frage unserer Zeit und der Strukturwandel begleiten mich schon länger. Problematisch ist das vor allem dann und dort, wo ich Orte der Repression benenne oder wenn ich Freund-Feind-Beziehungen etabliere oder Herr-Knecht-Relationen zum Maßstab mache.
Aktuell suche ich den demokratischen Streit, was schwierig ist, da die Deutungshoheit über ›das Demokratische‹ von Systemgegnern und von potenziellen Umstürzlern besetzt wird. Dabei sei einmal gesagt, dass ich als Kind in einer Gesellschaft von ehemaligen Wehrmachtsoldaten und Müttern erzogen worden bin. Deshalb kämpfe ich für ein neue Bildung im „Nie Wieder“ und gegen das Vergessen, das zunehmend zum „Ich kann…“-oder-will-mich-nicht-erinnern zu werden scheint. Dass junge Menschen im neuen Soldatentum einen Heldentypus vermuten, das spricht dafür, dass das friedliche Europa der letzten Jahrzehnte eine reine Erfolgsgeschichte ist. Dennoch will ich nicht, dass junge Frauen ihre Männer bald wieder in den Krieg schicken, und ich wehre mich dagegen, dass die Politik und die Wirtschaft ihre Macht global wieder missbrauchen, um imperialistische Kapitalisten zu bleiben.
Als Autor und Künstler – vermutlich auch als verweichlichtes Richkid mit Privilegien ohne Ende – sehe ich mich inzwischen dazu gezwungen, dass ich meine Sprache und meine Literatur als freie Kunst markiere. Zugleich spreche ich als erwachsener Bürger, der sich für eine linke Sozialdemokratie mit humanistischem Gerechtigkeitssinn und für eine Gemeinschaft der Freien und Gleichen einsetzt. Meiner persönlichen Auffassung nach muss sich die Demokratie dennoch ihrer möglichen oder realen Feinde bewusst sein. Deshalb betreibe ich meine Literatur, meine Kunst und mein Leben im Sinne einer kritischen Theorie, die sich gegen autokratische Strukturen und totalitäre Muster zur Wehr setzt.
Der Kampf der Armen gegen die Reichen, die Kritik an Pseudo-Aristokraten und die Verteidigung von Männlichkeit klingen schnell populistisch und polemisch. Manchmal befürchte ich damit zu sehr mit einer rechtsidentitären Stimme zu sprechen, dabei denke ich persönlich eigentlich links. Die Aufteilung in zwei politische Lager scheint nicht mehr zu funktionieren. Ohnehin ist es für den Schreibenden, das habe ich nun über das Jahr mehr und mehr gemerkt, ohnehin wichtiger, dass man erst einmal etwas schreibt. Damit distanziert man sich nicht vom Geschriebenen, sondern vielleicht eher im Geschriebenen. Insgesamt kämpft man für einen Dialog und für eine Kultur des Denkens und der Freiheit von Kunst und Person.
Da wir in der Gegenwart zunehmend von Krisen und Veränderungen überrannt werden, machen sich Ohnmacht, Verzweiflung und Überforderung breit. Es ist wichtig, dass man dem Neuen einen Namen geben kann oder zumindest ein Stimmengewirr sichtbar macht. In diesem Sinne betreibe ich zunehmend eine Freischreibung, die nicht zur Festschreibung werden soll. Ich erinnere mich als Person deshalb hin und wieder daran, auch mal etwas Schönes zu schreiben. In letzter Zeit experimentiere ich außerdem viel mit KI-Texten. Ich suche den Dialog mit der Maschine. Das führt jedoch zu mehr Text. Gleichzeitig zeigt die Vielheit, dass die Sprache monoton wird. Im Wechsel der Stimmen und in der bewussten Herausforderung des Schreibenden zeigen sich Chancen und Grenzen. Diese Perspektive ist ein Lernprozess, der meine eigene Sprache neu herausfordert.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Autor in diesem Beitrag über ein Jahr seines Bloggens und über seine Schreibpraxis reflektiert. Mit 347 veröffentlichten Beiträgen, zunächst überarbeiteten Texten und der Entwicklung hin zu neuen Inhalten erkennt er eine fehlende klare Struktur in seinem Blog. Trotz Qualitätsunterschieden und dem Experimentieren mit verschiedenen Themen erkennt er ein wiederkehrendes Interesse an sozialen Fragen und dem demokratischen Diskurs. Er betont die Herausforderungen, in einer polarisierten Welt zu schreiben, ohne unbeabsichtigt rechte Stimmen zu verstärken, während er persönlich links orientiert ist. Der Fokus liegt auf dem Schreiben als Mittel des Dialogs, der Freiheit der Kunst und des Denkens in Zeiten von Krisen und Veränderungen. Zusätzlich erwähnt er das Experimentieren mit KI-Texten und die damit verbundene Herausforderung, die eigene Sprache neu zu definieren. Für die Zukunft strebt der Autor an, weiterhin die Vielfalt der Themen zu erkunden, sich auf die sozialen Fragen zu konzentrieren und neue Wege des Schreibens zu erforschen. KI-Hinweis: Hier endet die Zusammenfassung, verfasst von einer KI.
Persönlich betrachtet finde ich die Reflexion des Autors aufschlussreich und ehrlich. Lieber Autor, deine Offenheit bezüglich der Herausforderungen des Schreibens in einer polarisierten Welt ist bemerkenswert. Liebe Leser, der Blog wird weiterhin ein Ort des Dialogs und der kritischen Reflexion sein. Lasst uns gemeinsam diesen Weg des kreativen Austauschs fortsetzen und nach neuen Perspektiven streben.