Man muss dieser Tage
aufpassen, wann und wo
man was sagt. Damit hat
Gottschalk irgendwie recht
aber im Prinzip ist das
gar nicht so neu. Dass man
zu Hause anders spricht
als im Fernsehen ist eher
retro, neu ist allerdings
dass viele Chaträume
die Kneipe, den Stammtisch
das Kaffeekränzchen oder
die TwoPak-Party ersetzen
…
neu ist in jedem Fall, dass
sich ein Köbes im Brauhaus
mit faschistoiden Witzen
sein Trinkgeld aufbessern
will. Wer auf Sicherheit
spielt, der bindet gleich
Sexismus und Altersrassismus
mit ein, natürlich wird auch
was zur Homosexualität
gesagt, aber die findet
der Mann mit italienischem
Akkzent eigentlich gut, wenn
man seine Gesichtszüge
richtig deutet. Die Maske
nennt sich für heute Toni
…
Wassermeloni
ist der neue Plural
dem Deutschlehrer fällt der Fehler auf
dem Menschen macht es Angst
dass niemand was dagegen tut
…
faktisch geht ein alter Mann
in Rente und es ist unklar, ob
er wirklich an den Namen der
Gäste scheitert, oder an der
Zimmernummer
…
erschreckend ist eigentlich
dass die letzten Wahlen ihm
scheinbar Rechts geben
…
man darf ja gar nicht mehr
sagen, was man denkt
hier quietschende Tür
doch darf man, aber man
muss mit der Meinung
anderer rechnen
…
die Meinung ist nicht das Problem
es ist das Verfahren, wenn es selbst
einen Gewaltmechanismus bedient
…
nun denn, wo liegt das Problem
…
in einer Talkshow spricht einer
von einer Kampagne gegen sich
oder gegen seine 3. Person
wenn die Kampagne gegen
seine 3. Person geht, warum
regt er sich dann auf
…
ich habe immer öfter Probleme
wenn ich mich kritisch zum System
verhalte, weil ich damit zum System
-kritiker gemacht werde oder gleich
als Verschwörungstheoretiker
stigmatisiert, das war „in der
Hexenverbrennung“ genauso
würde jetzt der Mann sagen, der
die Alternative exklusiv verwaltet
…
die Deutungshoheit über die Kritik
kann nicht bei einer einzelnen Gruppe
liegen, wo ist das Versprechen der
Vielfalt, wenn man es wirklich mal
braucht
…
das Schizophrene ist, dass
sich Konservative mit Konservatisten
darüber streiten, dass sich die Welt
heute nicht mehr mit dem Morgen
vereinbaren lässt
…
das Reh steht auf der Autobahn
der Benzerfahrer hält drauf
der Unfall ist versichert
…
ich habe gar kein Auto
und überlege vegan zu leben
nicht weil ich einen Glauben suche (katholisch)
sondern weil ich es kann und weil es
nicht ungesund ist, wenn man
keine Chemie und keine Fleisch
gewordenenen Medikamente
frisst [sic!]
…
ich schaffe es nicht immer
meine Gewohnheiten umzustellen
die Wahrheit ist auch, wenn ich auf
Fleisch und Globalisierung verzichten
muss, dann gibt es nur noch Kohlsuppe
…
im Schrebergarten machen sie
Schießübungen und zielen auf
den Kanzler
…
paradoxerweise ist die Überforderung
eine verpasste Chance, die länger
zurückliegt und die ich als Angst vor
der Erneuerung und vor der Zukunft
begreife. Letztes Jahr um diese Zeit
sagte eine Kollegin: „Es beginnt etwas
ganz, ganz Neues…“, und ich stimmte
ihr dahingehend voll zu, war sogar
froh, dass es endlich mal jemand so
sah wie ich schon fast. Inzwischen
sehe ich die Zukunftsfilme der 90er
täglich auf der Straße, auch die
Klimakatastrophe kommt nicht
als Tsunami, sondern sie wächst
als Pilz oder Flechte. Paradox ist
auch, dass sich Menschen im
Kapitalismus permanent über
den Wohlstand im Neuen definieren
Jetsetten und kaufen, notfalls bei N*
dieser Newism ist aber keine Quelle
für Innovation und Inspiration, wer
wirklich mal etwas Neues macht
der scheitert im Kleinen oft am
Widerstand (hier falsches Wort)
der Kolleg:innen, die „immer schon
gefaxt haben.“ Das Erschreckende
heute sehnen sich so viele wie nie
nach einem Faxgerät zw. 25-45 J.
…
das Ende ist eine Behauptung
die Literatur muss keine Wahrheiten
schreiben, sie muss auch keine
Rücksicht auf Widersprüche nehmen
…
solange ich schreibe, schreibe
ich für eine freiheitlich und
inklusive Demokratie mit
ethischem Versprechen
Grundgesetz Artikel 1
…
die Deutungshoheit über die
›Demokratie‹ kann nicht bei Gestrigen
oder in der falschen Alternative liegen
sie liegt aber auch nicht im Gestern
…
wenn man glaubt
es bleibt alles wie immer und
wer sich deshalb gegen die
Regierung stellt, der*die hat
die Zeichen der Zeit nicht
erkannt; nicht begriffen
…
sie flüstern schon von
ihrer heimlichlauten Hoffnung
dass der Bürgerkrieg kommt
sie [sic!] werden sich erkennen
ich werde mich vorher
in den Weg stellen, als Mensch
nicht als Reh oder Maske
hoffentlich als Maschine
…
es ist an der Zeit
Digitalisierung
ist
keine Entscheidung
sie ist eine
Revolution
…
wir stecken mitten drin
…
PAPIERSTAU