Der Rhein

Wie ein stiller Riese
rauscht er auf das Kreuz zu
das in der Dämmerung
chemisch leuchtet

man merkt, dass
langsam der Frühling
in die Natur dringt
Körper erfasst

die Stimmen auf
einer Parkbank
rauschen, unter
der Brücke wartet
niemand auf die
letzte Chance;
sie haben sie
längst ergriffen
und leben
das Jetzt

ein Schiff fährt
gegen den Strom
und der Diesel
liegt bleiern
auf dem
unruhigen Grund
Öl zeichnet einen
Regenbogen

Widerstände bäumen sich auf
in der Ferne reißen sie ab, was
nicht schön, sondern hässlich ist
Hass ist eine fahle Kategorie
Humanität ist es nicht

ab hier sinkt die Lebenserwartung
aber die Qualität steigt mit uns
und jeder Minute

du hast heute
viel zu erzählen

wie schön du
bist, wenn du
atmest und
unverhofft
lachst

sehe ich dich
so selten lachen
dass ich das
sehe

ich sehe mich
nicht satt an
dir
auch, wenn
du
nach Alltag
schmeckst

manchmal
frage ich mich
was du siehst
wenn ich denke
und doch
frage ich
nicht

wenn ich frage
weißt du woher

lache ich auch
manchmal
wann
du

der Grillgeruch zieht
über die Häuser
der Kiosk ist
umgebaut, die
Theke ist von
links nach rechts
gewandert (Außenperspektive);
ein anderer Kiosk
hat den Besitzer
gewechselt, lange
keine Spaziergänge
mehr gemacht;
zu lange

ohne dich ist es einsam
nie zu lange mit dir

wie du die Politik dieser
Tage einfach so erträgst
trägst die Gegenwart
auf den Schultern wie
der bessere Vater

schwerelos liegt der Sand
unter dem Piratenschiff

eine Möwe fliegt, hat
einen Herzinfarkt und
fällt in den Fluss;
dann steigt sie
wieder auf
als wäre nichts
gewesen

manche sagen
es gebe Wichtigeres
wer will schon lesen
oder schreiben

wenn ich nicht mehr
schreibe, dann bin ich
bei dir oder
sie haben gewonnen;
dann bin ich auch
bei dir.

Sie haben einfach
keine Chance.

Die großen Männer
der alten Welt
verlieren die Fassung
wenn sie uns sehen
und fallen neidisch
in Ohnmacht…

Wir stehen wieder auf
und sie rufen um Hilfe

der Rhein beobachtet
still und klug, sich seiner
immer schon sicher;
geduldig schiebt er
das Leben voran
und endlich liegen
wir
wieder auf einer der Wiesen
wie damals
wenn der Sommer
mit dir
wieder zu schön ist
und immer
gewesen sein
wird

ich bin ganz neidisch
dass ich dich kenne
und du