Kattowitz II

18.10.17

Sitze im Park an der Straße
der Verkehr fließt
wie das Wasser im Brunnen
dynamisch, weniger verspielt
am Rande des Spiels hört man Quietschen
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Es ist Mittag, nicht nur ich mach‘ wohl

jetzt eine Pause
kommt eine Gruppe junger Leute
im Anzug
Zweitgruppe gleiches Äußeres
nur etwas älter und weniger
die Frauen im Beet pflanzen
Zwiebeln in die Erde
kurz vor dem Winter
im Park nebenan sammeln zwei
Andere das Herbstlaub
bemerkenswert ruhig
mit harmonischem Schwung
ganz ehrlich und konsequent
mit nie letzter Geduld.

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Bemühe ein Resümee des ersten Tages und bin noch
immer beeindruckt.

Man muss eines einschränkend sagen:
Manchmal denke ich, es ist etwas wie Kalk. Nur größer. Gewachsen. Industrie. Arbeit. Arbeiter. Viele. Wollen wohnen. – und leben. Bekommen Wohnraum und Leben, aber befristet, begrenzt und knapper bemessen. (Komme nicht weiter)
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Schräg gegenüber schauen die Leute mich an

während ich schreibe.
Zwei Frauen, die gerade nicht Gärtnern
– in einem Büro.

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Der Unterschied zu Kalk ist so offensichtlich, dass ich mich wundere, wie er mir auffallen konnte. Ich dachte eben noch, die Frauen kehren das Laub, als ginge es um die eigene Familie, Gemeinschaft. Dachte dann bemerken zu können, dass so etwas hier vielleicht noch klappt wenngleich anders. Wunderte mich dann, ob es allein eine Frage der Kirchen sei, die hier zu den saubersten Plätzen zählen. Stelle dann fest, dass sich Verfall und Schönheit selten so präzise treffen im Alltag. Nur die Kirchen sind schöner, stehen irgendwie an der Spitze.

Kattowitz im Herbst zeigt den fließenden Übergang der Natur auf dieser Bühne besonders.

Was fehlt gegenüber Kalk, ist nicht die westliche Zivilisation, sondern ihr orientalisch-arabischer Antagonist. Es gibt zwar ein paar Kebap-Häuser, einen Mexikaner und zwei, drei Asiaten – soweit ich die Stadt gesichtet habe. Aber im Zentrum sehen mir alle die Fremden auch gleich aus.

Gehe ich in Kalk oder auch Mülheim auf die Straße und sehe die Fremde und fühle sie nicht mehr, als am Morgen im ehrlichen Spiegel, stelle ich fest: Ich verstehe sie nicht diese Fremde, aber ich mochte sie schon immer dann besonders, wenn sie die großen Gruppen in Teile zerlegt und Einzelnes sichtbar macht.
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Es gibt keine Stringenz in diesem Fragment.