Moltkestraße um 01:00 Uhr

Wir reden kurz über Niedecken
und über die Helden der
Vergangenheit

Musik ist immer ein Thema
wäre Samstag fast im Club
gelandet

Elektronische Musik macht
mir Angst, wenn es andauert
nicht

Erinnerung an den DJ in der
Nachbarschaft, Rave im Garten
vergangen

Fühle mich alt, werde jünger
die Erfahrung macht mich
kohärent

Denken an das kotzende
Mädchen vor Leuchtreklame
früher

Muss den Text suchen in
meinem Archiv ist Staub
neongelb

Zwei Jugendliche steigen
in die Bahn ein, sie lachen
hinter mir

Die Masken fallen, Worte
wie die zynische Hoffnung
auf bald – in Sicherheit

„…meine Tante ist
Jahrgang 1975, die
bumst ständig ihre
Chefs, die hat
ihr Leben
voll
versagt.“

Ein Rudel Hyänen
steigt ein, die Chefs
von morgen stieren
auf den Kadaver
der Emanzipation

An der Deutzer Freiheit
treffen wir uns und lesen
die Geschichte in der
Zeitung

Wir sind ihre Versager
aber wir lieben uns
ohne Gewalt

wir sind keine Karriere
wir sind einfach da
wir sind filterlos
süchtig nach uns

das ist alles
wir sind Jahrgang
1985

Hoffnung hoffentlich

Welches Thema wäre
wichtig
wichtig wäre
miteinander reden

Wir reden miteinander
du kommst von der Arbeit
und ich auch, wir haben
zwei Tage frei und können
uns endlich etwas erzählen

Wenn wir keine Zeit haben
können wir uns nicht
kennenlernen

Kennenlernen ist kein
determinierter Prozess
wir müssen uns immer
weiter begegnen, weiter und
wieder

erneut: müssen
warum dieses Wort

was denkst du darüber
wann und wie denkst du
an wen denkst du
wenn du an mich denkst
gehöre ich dann mir oder dir
und wieso können wir
uns nicht einfach nur so
lieben und gefallen

ich muss meine Schicht
tauschen und die freie Zeit

wird unterbrochen, wenn ich
nicht hingehe, dann verliere ich
alles

Anmerkung:

Habe diesen Text gg. 9 Uhr
begonnen, inzwischen ist
es 22:55 Uhr und es
fehlen noch 5 Blätter
man könnte so langsam
also zum Wesentlichen
kommen

du bist auf der Arbeit

darf man das Leben, das
Denken und die eigene
Suche (wonach) einfach
so berichten (wem?), erzählen

erzähle eine Geschichte
auf einer Party
es ist 2007 und die
Welt war irgendwie
noch in Ordnung

halte ein Plädoyer auf die
Freiheit

junge Menschen sind froh [wirklich?]
dass mal jemand mit ihnen
über die Zukunft spricht, und
auf das Wort Krise verzichten
wir gemeinsam

Blicke treffen sich in der Hoffnung [hoffentlich]

Ego-Probleme, Eitelkeit

Keine Ahnung
wohn mit der Sprache
wenn man alleine ist

Ego-Probleme ermöglichen
keinen Dialog
wann reden wir wieder
wie kann man sich
einfach so nur gefallen

wenn ich gefalle
wem gefalle ich
warum und wie
werde ich nicht auch
ein eitles Arschloch

das Schreibexperiment
kreist und das Ich, das
sich selbst gefällt, wirklich?

welches Profil würde
mir selber gefallen

 

ich swipe nach links
und bekomme keine
Komplexe, es ist alles
gut und gesund

Ich, das Problem

eine arme Frau sucht
die Humanität auf der
Straße, ein Mann spuckt
sie an, sein Blick schreit
nach Verachtung

– Wer macht diese Menschen
– Warum
– Was bringt uns das als Gesellschaft

Wer ist wir und
warum können Menschen
nicht einfach menschlicher
sein

Wenn ich etwas möchte
vergesse ich dann
dass du etwas möchtest
das anders ist
auch dann, wenn wir
das gleiche wollen

wir werden uns nicht
verstehen

ich habe einen Fehler
gemacht, wer drängt
dich in Muster, die
man ablehnen will

– bin ich das Problem
– bin ich allein

Du bist einfach da

Wie kann ich handeln
ohne mich selbst zu
überwachen, wenn ich
handele, liegt es
an den Menschen oder
an dem Menschen, den
du in mir siehst, den
ich ignoriere

Kann man die Distanz
überwinden und trotzdem
zu sich finden

Was bleibt, wenn ich
dir einfach vertraue

Vertraust du mir
Wann
Warum
Wann nicht
Warum
Wer will das wissen
Warum

du bist einfach da

Glas zerbricht, Imperativ

Wenn du dich schützt
kann ich das verstehen
und trotzdem nichts
machen

alles wird schlimmer

jede Bewegung geht in
die falsche Richtung, jedes
Wort ist ein Trigger der
drohenden Katastrophe

dein Lachen
die Schüchternheit zeigt
mich als Täter, der das
Glas bricht, nicht das Eis

Sag mir in wenigen
Worten oder Gesten
durch Handeln –

„Sag mir“ ist ein Imperativ

Totale Verhütung

Menschen laufen an einer
Bar vorbei und gehen
nach Hause, Paare, Einzelne
Matches lieben sich später
oder einfach nie

Die totale Distanz ist die
beste Verhütung

Herzen brechen ganz oder
gar nicht

du rufst an und
erzählst, dass der Junge
heute das erste Mal
gelaufen ist

Weinen im Hotel

Versuche, das zu verstehen
die Sprache, den Körper, die
Blicke, das Gefühl, die
Situation(en)

 

– möglicherweise mehrfach
gescheitert

– wie kommt man
an die richtige Version

– gibt es eine wenn
mehrere Menschen, alle
verschieden

— so noch gar nicht betrachtet
Abgründe tun sich auf