Dort, wo
gestern noch
der Elefant stand
da steht jetzt wer
und das Alles
bei Tagesanbruch
treffen sich Ebbe
und Flut
aber sie nehmen sich
weniger wichtig
zusammen sind sie
weniger mehr, mehr Meer
nimmt zusammen weniger
Platz ein, das ist jetzt
ein Nullsummenspiel mit
Bedeutungsexplosion
dann fehlt keine
Farbe, sondern nur
das fehlende Nichts
und die dicke Haut
macht uns zur
buntgrauen
Glücksphantasie
…
Du / Ich = mit Karacho
Echt.jetzt
…
to be continued.
Heinrich, Heine und Wir
Da ist die neue Loreley!
Es riecht nach altem Fleisch…
Die Sonne treibt die Ermattung
und trocknet doch die Liebe nicht
aus.
In der Straßenbahn kreischen Blicke
auf mich zu und verdampfen.
Kein Ruf der Gezeiten, sie flüstert mir
mehr als fremde Wahrheiten zu.
Ich kenne dich, und ich liebe dich so
wenn Freude und Schmerz sich amalgamieren
so wie du sprichst, singst und schweigst
wird die Legierung eine reinste Quelle. –
Im Zugabteil lachst du mich an
ihr Sohn spielt mit einem Feuerwehrauto
die freien Plätze und Nummern folgen hier
keiner einfachen Architektur, in Sicherheit
wähnen; jemand sucht seinen Platz.
Das Fensterglas gerät in Vergessenheit
der innere Zugwind macht uns lebendig
die Stille des Todes macht uns heute
nicht zu seinen obdachlosen Gefährten.
Am Hauptbahnhof begrüßt uns ein Clown
er trägt unsere Koffer und lacht dabei sanft
die fürsorgliche Heldenfigur oder die Heldin
machen uns zum Torso der Bildungsidee.
Ein Mensch! Ein buntes Leben, jetzt
sind er oder sie oder sie und auch er
nicht mehr getrennt oder zusammen
sondern einfach nur froh, dass sie
da sind. –
Niemand singt diese Lieder für uns
Ich rechtfertige mich nicht für das Heute
Deine Gesichter sind mir die ganze Erinnerung
Du machst das ›Ich‹ zur gesunden Pluralität.
Die Figur zieht hinaus in die neue Welt
und mauert sich in die weiße Chronologie
am Wegrand blühen die Hyazinthen laut
durch die Bewegung wird ihre Vitalität
zur geborgenen Ruhe.
Der Clown möchte fünf Mark –
für seine Arbeit, für etwas zu essen, für
den Cognac, der ihm die Einsamkeit raubt
und der ihn an die Verlorenheit ausliefert.
Ein Vater zeigt sich an, wie sehr ist das Vermissen
weil und wenn wir nicht mehr lautlos funktionieren.
Die Schienen speichern das Sonnenlicht
der Zug fährt, im nächsten Wartesaal oder
am Gleis werden wir uns treffen.
Du schreibst mir eine Sprachnachricht, ich
singe tonlos vor Freude im Stimmengewirr
verlieren wir uns nicht mehr aus den Augen
und was, wenn doch?
Wenn wir Träume erleben. Wenn wir lachen
und wenn wir uns finden, weil wir es wissen
dann wird es so sein, dass die Verlorenheit
sich an uns schmiegt und wir sind ihr Entzug
und das Rauschgift, die tödliche Dosis
Leben.
Wendepunkte
Menschen gehen
entlang der Strömung
und ihr entgegen
manche suchen den
Widerstand, manche
erkennen Widerstände
die Reibung erzeugt
Energie, in der Leere
des Raums ist plötzlich
ein falsches Echo zu
hören, allein die Herkunft
ist noch unbekannt, wahr
aber die Stimme lässt
sich nicht leugnen, sie
macht dich² kurz wichtig
und dann ist da so etwas
wie eine Bedeutung oder
ganz viele oder etwas
was eben undefiniert
war
und jetzt
einfach nur gut ist (werden wird)
und verständlich, aber
nicht so, dass man es
in der Wikipedia
aufnehmen könnte
es gibt keinen Anker
nicht den einen Begriff, kein Wort
Raum und Zeit sind plötzlich egal
aber nicht beliebig, waren
nie so elementar wichtig
der Wendepunkt schaltet
Naturgesetze aus, und
ein ›Wir‹ schaltet sich ein
danach verliert man kurz
alles, nicht weniger als
die totale Kontrolle
Machtkomplexe schweigen
dann kommen das Neue
der Aufstieg und die
vielen Fragen, die
alle (un-)wichtig richtig
sind, die Stille wird
zur belebten Distanz
die Ambiguität des ›Du‹ spricht
durch uns durch und durch dich
in der Nähe des ›Ich‹
sprechen er oder sie noch
durch die Figur, sprechen
noch mit dir, mit ihr oder ihm
sie sprechen uns nach
zumindest
glauben wir das, dann
der kalte Entzug und
dann brauchen die Papageien
die neue Dosis ›Mensch‹
damit man überall dort
wieder so stark wird
wo man alleine
nicht Zuhause, und
wo man ohne den Schwarm
so viel
weniger ist.
Nur ein Lied
Heute ist einfach
alles gut, es
passiert nicht
viel, das Smartphone
liegt in der Ecke, der
Fernseher schweigt
und der Nachbar
raucht eine Zigarette
eine Frau gießt die
Blumen auf dem Balkon
unnötigerweise, denn
die Sonne gibt dem
Regen die Hand und
im Hof hört man
leise Gitarrenmusik
und eine Stimme, die
ein altes Lied singt
eins von Boysetsfire
und dann ist es
plötzlich alles da
was da war, das Gute
nur gestern ist jetzt
heute und nicht verloren
niemand wird uns, das
hier stoppen, denn
es werden jedes Jahr
Neue kommen, die
Faschisten einfach nur
total scheiße finden und
die deshalb gute Lieder
schreiben, für
eine latente Ewigkeit
und für
einen Abend auf dem Zeltplatz
oder auf der großen Bühne
in der Halle oder im Woanders
wo ist eigentlich egal
– Hauptsache, du kommst
auch zum Konzert
und du
und du
und du
und du
und du
und dann trinken wir
alle ein Bier oder zwei
ob mit oder mit-ohne
ist alles egal, denn
das hier ist die gute
Seite der Realität
und das hier, wir
das hier
ist Punkrock.
Transparenz
Durscheinen
Durchsichtigkeit
Durchlässigkeit
Durschaubarkeit
Nachvollziehbarkeit
Bildungssprache
Licht, Farben
Leuchten
Optik
Synonyme
Aufrichtigkeit
Ehrlichkeit
Geradlinigkeit
Offenheit
Nachvollziehbarkeit
Jargon ›Glasnost‹
Transparenz in Bezug
auf Handeln der Regierung
in der Sowjetunion
erstmals 1991 im Duden
…
die Fensterputzer
machen ›Schlechtwetter‹
ein kritischer Geist
verliert sein Zuhause
die Wahnsinnigen
gründen eine Sekte
die Demokratie möchte
im Bälleparadies abgeholt
werden Passivkonstruktion
seltsame Dinge passieren
…
Stunden später
sind sie zur Freiheit
geflüchtet und springen
direkt über Los.
Einstellungsverfahren
Die Investigation
kommt zum falschen
Zeitpunkt
der Minister, er wird
einfach so abgesägt
werden (Zukunft), in
der Öffentlichkeit
regen sich mächtige
Menschen darüber
auf, dass jemand
so viel gefälliger da
steht, als sie selbst
Eitelkeit ist das Medium
der politischen Gesellschaft
ihr Geld ist sein Kit und
die Ämter schenken ihr
Würde und Freiheit, Selbst
-bestimmung (oder nicht)
sollten sie zumindest (oder doch)
wer sucht da noch (wen oder was)
nach Sachkompetenz (wie und warum)
…
fehlendes Know-How und
falsche Besetzungen haben uns
an den Punkt geführt, an dem wir sind
wer schimpft auf das Handwerk
meint vor allem sich selbst
ecce homo
…
strong ties
weak ties
no ties
jesus cries(t)
…
die Kommission durchläuft
ihre ritualisierten Phrasen (suche den/die Priester/in)
die Bewerberin in 10 Jahren (wo bist du jetzt, sag mir bist du echt?)
larifari, die Ausschreibung (maximal kompliziert, wer kennt hier die Cheats)
ist nur für die Juristen (alle sind gelangweilt und wollen nach Hause)
wichtig, obwohl Gleichstellung (prekäre Beschäftigung ist Dominanz gegen die Schwachen)
eigentlich allen Menschen (wer gehört dazu, wer nicht, ehrliche Antwort?)
zusteht, wenn man das (wer sehnt sich nach Gerechtigkeit – einer für alle, die ›Putze‹ ist bei den Vorständen beliebt, weil sie so gut schwarz arbeitet, Blankoscheck)
Grundgesetz beachtet (es ist ein scheiß Job, deshalb müssen wir sie erniedrigen, nicht uns – ›WIR‹ sind die ›Weißen‹ – nicht du, du bist uns egal, solange du für uns arbeitest)
…
das wiederum tun
nicht alle, wenige vielleicht
Vetternwirtschaft, Lobbyismus
ist nicht männlich oder weiblich
nicht rechts oder links, sondern
ein ganz grundsätzlicher Anspruch
ein altes Recht, eine Gewohnheit
und es ist eine Frage der Ehre
gestern erschossen sich zwei
im Duell, eine weint, –
…
wer frei von Klüngel ist, der
werfe den Euphemismus
auf die Tautologie, der Alogismus
führt Protokoll, er ist die
Schwägerin der Verdammten
…
es läuft so, die Politiker(:innen)
fühlen sich entlarvt, die anderen
auch, die Systeme reagieren
gereizt auf die Sichtbarkeit
der Personalstrategie, überall
in jedem Unternehmen
…
hast du schon
den Lehnseid
geschworen und
liebst du die Arbeit
als deine Frau und
Familie?
…
Im Hintergrund läuft
eine Reportage über
die Konflitkbewältigung
bei den Bonobos.
…
Die ZEITUNG berichtet
über das Aufstiegsversprechen
und über Ausbeutung in der
Pornoindustrie.
…
einige Geschäftsleute
kaufen sich ›Assistenten‹ für
die 7-tägige Reise nach Afrika
die Frau und die Kinder warten
zu Hause in den 1960er Jahren
…
die Expertise wartet
auf öffentliche Verkehrsmittel
„heute viele Minuten später“
eine sichere Prognose ist
schon nicht mehr möglich
das Deutschlandticket könnte
eine Erfolgsgeschichte werden
wenn es die Wege in die Zukunft
barrierefreie macht das Display fällt aus
Menschen am Bahnsteig werden
unruhig und starren auf „viele bunte SMARTIES“
ein Zuckerschock löst einen
Notfalleinsatz aus, im Hintergrund ist
eine Plakatwerbung für Süßigkeiten zu sehen
…
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Ihr Zeugnis hier hoch, indem Sie
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…
die Pilotin singt ein polygames
Liebeslied und ihre Freier
lieben sich inzwischen durch die
Odyssee
…
von Stuckrad-Barre ist
ein deutscher Schriftsteller, ist
ein Journalist und ein Moderator
ist ein Soloalbum
…
Die Kommission fragt derweil
Menschen beim Bewährungs-Bewerbungsgespräch
Sind Sie…
„Noch wach?“
…
Stille.
Zeitsprung an das Ende des Tages
…
schlechtbezahlte Reinigungskräfte
kümmern sich um die Reste des Verfahrens
sie sprechen kein Deutsch, können
nicht lesen und schreiben und das
ist auch gar nicht gewollt, denn dann
würden sie ja sehen, was der Müll
über die Gesellschaft verrät, die für sie
noch immer eine Hoffnung und eine
Zukunft geblieben sein wird.
Kein Arschloch sein
Heute beginnt die neue Woche
ich habe mir ein Ziel gesetzt
frei und offen hinaus in die Welt
die Kopfhörer runter, keine Musik
einfach nur hören, was die Menschen
sich heute und mir oder sich untereinander
jetzt noch erzählen, wo sind die Probleme
ich will sie hören, verstehen wird man
vermutlich nicht alle und manchmal
wird man hilflos dort stehen und dann
schlägt die Stunde der Vernunft (hoffentlich)
und erinnert mich daran, dass es
nur den Mut der Entscheidung braucht
um einfach kein Arschloch zu sein
…
einfacher gesagt, gar nicht so leicht
ein Versprechen zu halten, sagen sie
das Schicksal, die Preise, die Miete
die Armut zählt die Arbeiter:innen an
und auf der Straße stehen Schlangen
vor Häusern, weil sie ein Zimmer
für sich und die …, nein nur für sich
suchen und fast nicht mehr finden
wer redet von Zukunft, meinen sie
meine?