Sehnsucht

Das Neonlicht flackert krass
im Hauseingang liebt man sich
fragil knirscht die Straßenbahn
ein Paketauto muckt nicht auf.
Ersies wartet auf echte Gefühle
der Streamingdienst liefert etwas:
Ach, wer da mithalten könnte
in der notgeilen Monotonie!

Zwei, drei Junge machen rum
natürlich online, nicht in der Natur
ich höre sie schreien, das Internet
fällt aus – die Sucht, der Cashflow
die Leere des Miteinanders, Stress
wo sich Menschen erkennen, lacht
die Stunde der Sehnsucht dir
kalt ins Gesicht, siehst du mich
nicht?

Sie singen von Filterversprechen
von Money, das da noch käme
in der Zwischenwelt, das Heroin
die Hauptstraße kämpft um das Mondlicht
Mädchenschreie ergeben sich der Nacht
Patriarchensöhne sind Täter, jetzt und heute
eine Hoffnung, der Morgen sät Zweifel
in der prächtigen Sommernacht. –

***

Veränderungen sind möglich
wir wissen das, weißt du es auch
stell dich ans Fenster und schau
hinaus in die Ferne, denn dort
werden wir nicht unbesiegbar, aber
ewig die Mutigen sein, die der
Gewalt widerstehen und die Liebe
das Leben einfach bestreiten
ganz gelöst von der Kriminalität
der Menschenvergessenenzeiten.

Kickst mich

Alles neu, alles
so unverbraucht
du kickst mich
mit dem ersten
Akkord, die erste
Note, dann die
Melodie, die
Schreie in den
Gängen der
virtuellen Echokammer
die ohne Widerhall
in meinem Kopf
ins Blut übergehen
und dann denkt
dieses, das ›Ich‹ an
das ›Du‹ auf der
anderen Seite des
Flusses und das
in der Vergangenheit
an die Träume, die
Wünsche, die da
waren, plötzlich
zurück im Sommer
2004 und in dem
danach und dann
in 2006 und dann
ist da das Heute und
das Leben, das Jetzt, das
Dazwischen der
zweite Boden
die doppelte Resonanz
die Wirklichkeit spielt
das Hier nicht herunter
das ›Uns‹, die Felder
blühen im Schatten
der Vorstadt spielen
Kinder, dort, wo ›Wir‹
früher den Drachen
an den Himmel verloren
und die Straße, auf der ›Man‹
das Fahrradfahren lernte
ist noch immer nicht
verkehrsberuhigt, und
der Sommerwind treibt
noch immer den Grillgeruch
aus den Schrebergärten
in die Schlafzimmer der
Nachbarschaft und
in der Ferne übertönt das
Gelächter die Boombox, der
Jubel ist laut, wenn ein Tor
für die richtige Menschheit fällt
der Ärger, an der Grenze der
Entscheidung, die Enttäuschung
über fehlendes Spielglück
über Momente der
Schwäche und ein Fuchs
sucht den Hühnerstall
in den Resten der Nacht
der Überfluss landet
in grauen Tonnen und
die Liebe spielt das
Spiel der Gezeiten
das Kollektiv ergibt sich
der gewaltfreien Lust
und verspürt keine
Reue, niemand

ein Anruf bleibt
unbeantwortet und
vor der Haustür steht
die Familie, die neue
Nachbarschaft zieht
in die Straße, dieselbe
gegenüber gehen wieder
die Kinder zur Schule
zur Ausbildung und
dann hinaus in die
Welt, die hier zumindest bis
Porz, Wahn oder Langel
reicht, dort verbindet
die Fähre zwei Pole
die Zeit verliert ihren
Rhythmus; in der Hitze
– des Sommers
es ist 2031 und
wir lieben uns in
der Vergangenheit, in
der Gegenwart und
die Zukunft bringt uns
hoffentlich noch fünf
schöne Tage am Strand
Rodenkirchen, der Rhein
mehr braucht das Glück
nicht, um sich und
uns zu beweisen, dass
noch was da ist
dass wir noch da sind und
dass noch was geht

mach einfach weiter

du kickst mich, die
Gedanken und dann
steht da die Frage, die
Freiheit
als Antwort im Raum
ein Song liefert den
Schatten, in einem
leichten Gespräch
singt einer ein Lied

Touché Amoré
Now I’m undone
From peaks of blue
Come heroine

sagst du
komm, wir
gehen nach
Hause
.
kickst mich
raus, freier
Fall, dann sind
wir einfach kurz
da, die Lichtung
das Leben
ein »Wir«
widersteht
der
Befristung
.
Skip
Shuffle
Play
Pause
Repeat

Gewittervorhersage

Die Fenster
stehen offen auf
dem Parkplatz
fahren Menschen
in das wohlverdiente
– Wochenende.

Die Sonne kündigt
nun endgültig das
Frühjahr an und sie
geht in die Offensive
die Menschen
spüren die Sehnsucht
– des Miteinanders.

Die Papageien spüren
eine latente Verunsicherung
denn der Himmel verdichtet
sich zu einer kritischen
Front, die Blitze spielen
die Harfe und der Donner
verkündet das Echo die
brutale Gewalt; es bleibt
– Hilflosigkeit.

Die Nervosität teilt die
Menschen ohne den gleichen
Nenner wird Bruchrechnung
zur Herkulesaufgabe
die Meschinnen bewältigen
müssen, können, wollen, sollen

Zwei denken gleichzeitig an
unterschiedlichen Orten
daran; sie bestreiten die
– Willensfrage.

Der Himmel
entlädt sich mehrfach
über dem Asphalt steigt
später der Dampf auf
die Hitze des Tages
spricht die Sprache
der fragilen Gemüter, die
in Gesprächen die eigene
und andere Stimmen
– Suchanfragen.

38

Hin und wieder
diskriminiere ich
einzelne Lebensjahre
dadurch, dass ich
sie nicht vollständig
beachte.

Ich habe dieses
Phänomen schon
häufiger bei mir
beobachtet, aber für
eine Feldstudie ist es
zu spät, da ich
kein Tagebuch führe
und auch sonst ist
nichts dokumentiert
– die Erinnerung ist
wie sie ist, also
löchrig.

Dennoch erinnere
ich mich daran, dass
dieses Verhalten in
meinem Alltag nicht
neu ist, es passiert
dass Menschen mich
nach meinem Alter
fragen, dann
mache ich mich
nicht jünger, sondern
ein Jahr älter
ich greife dazu auf
Formulierungen wie
„Ich werde …“ zurück
und verberge so
mein eigentliches
Alter.

Ich weiß nicht
woran das liegt, aber
es scheint ähnlich
wie mit dem langen
19. Jahrhundert zu
sein, wenn in einem
Jahr oder Jahrhundert
so viel oder zu viel passiert
dann ist man inhaltlich
am Ende des Budgets
oder man braucht noch
mehr von einem anderen
Jahr, also viel in einem
oder zu viel für eins
dann geht es in die
Nachspielzeit
am Ende bucht man
auf Kredit
oder man arbeitet
den Jahresabschluss
vor, was genau genommen
verwaltungstechnisch
und juristisch nicht
geht, man ist ja auch

keine lebende Akte
sondern ein
Mensch.

So oder so ähnlich
könnte es sein, es
ist eigentlich auch
egal. Hauptsache
es wird noch was
mit der Hobby
-prophezeiung.

Rechte der Athlet:innen

Wäre die
Massenveranstaltung
nicht vollkommen
durchkommerzialisiert
und hätte man
in den letzten Jahren
nicht den Eindruck gewonnen
dass alle Satelitenmännchen
auf Koks den Text der Mächtigen
vorlesen, und dann noch mit
schlechter Betonung!
man müsste sagen
Olympia, das ist der Ort
an dem man sich trifft
die Agora des Friedens
der Ort, wo Völkerverständigung
gelingen kann, wo es vielleicht
gar keine Völker und Nationen
braucht, denn es geht nur
um das Recht und die Stärke
die Regeln des Leistungssports
und hier ist der erste Bruch
bereits deutlich erkennbar
denn der Leistungssport
funktioniert nicht inklusiv
der schnellste Mensch über
100m wird vermutlich immer
ein Mann bleiben oder es
ist ein geschlechtloser Mensch
der dann bei den Paralympics
starten muss, eine Systematik
und ein System können nicht
ambivalent regieren oder doch

nun geht es um die
Athletinnen und Athleten
die nicht Gegner, sondern Kriegsparteien sind
die einen sollen, aber dürfen nicht
die anderen dürfen nicht, wenn die anderen kommen
so in der Art ist die Konfrontation, das ist die Lage
und normalerweise müsste man sagen
dass ein staatlicher Apparat den Sport
und die Menschen nicht missbrauchen darf
aber was, wenn die Situation dann Staatenlose
produziert und wie ist es mit
den Menschenrechten, die
auch für die Feinde gelten müssen

es ist kompliziert

es bleibt kompliziert, auch nach einigem Nachdenken

keine Veränderung

Gedanken zur Lösung
1) Alle Athlet:innen treten unter gemeinsamer Flagge an. Dann wird eine Abgrenzung aber gar nicht mehr möglich. Es wird vermutlich alles noch schlimmer.
2) Allen Athlet:innen, die antreten wollen, wird ein neues Gehirn angeboten. Ethisch fragwürdig, moralisch unangebracht und medizinisch nicht machbar (noch). Wie trennt man Feinde und Menschen außerhalb des Feldes (und auf ihm)?
3) Allen Athlet:innen wird ein Seminar „Sport und Demokratie“ angeboten. Die eigentlichen Spiele fallen dann vermutlich aus. Ringen bliebe dann olympisch, immerhin.
4) …

hier nun gerne
weitere Gedanken festhalten.
KRITISCH BLEIBEN
KRITIK ÜBEN
WIDERSPRUCH LEISTEN
GERNE PM

Meine Lösung, Stand: Jetzt
Ich habe keine. Es ist
nicht schwarz, nicht weiß
es ist kompliziert, es ist
nicht besser geworden durch
die neoliberale Kommerzialisierung
und durch den Einfluss von
wenigen Oligarchen (samt
ihrer Adjutanten, Frauen und
entsprechendem Hofstaat)
.

Ich gehe Kaffee
kochen und dann
gehe ich zum Sport in
Gedanken arbeite ich
am Frieden, ich arbeite
gerne, das gibt
Hoffnung (mir).

Blank ziehen

Menschen
auf der ganzen
Welt haben
unterschiedliche
Perspektiven auf
das Hier und
das Jetzt ist nicht
überall divers, bunt
und dort, wo es
vielfältig ist, muss man
umso mehr aufpassen
dass es nicht braun
wird, in alle Richtungen
das ist der Ritt auf der
vielbeschworenen
Rasierklinge

Widersprüche
müssen erkannt
werden, immer
so schwer es
ist: „die Politiker
auf der ganzen
Welt finden
keinen Konsens
sie verständigen sich
nicht auf Augenhöhe…“ usw.
Man fühlt sich
nicht angesprochen
denn es gebe ja mehr
als die Männer und
im Plenum hört man
diverses Gelächter
es ist diverserer als
es auf den ersten Blick
scheint und am Rand
sind auch einige
hässliche Stimmen
sie sind naiv, zynisch
und dennoch nicht
einfach dumm, denn
sie hören genau
zu und dann passiert
der logische Fehler
denn irgendwo
in der ganzen Welt
es geht offenbar
nicht kleiner
müssen „Männer auf
die Weide und Frauen
zum Markt“
das ist vermutlich
die Realität und es
ist gut gemeint, aber
die Fallhöhe hat
die Politik hier selbst
konstruiert
es wird gesucht
ein guter Berater
der natürlich auch
eine Frau oder ein
Transgender oder
einfach ein Mensch
sein könnte
hauptsache, die
Beratung in der Sache
führt dann zu mehr
Klarheit und weniger
unpräzisen Streuungen
das wäre gut
– eine Meinung.

Paradoxien des Liberalismus

Ich frage mich seit
ziemlich genau Freitag
und Samstag
wie die Freiheit und
das Recht der Stärke
selbtredend die
selbstbestimmte Lebensweise
mit der Subvention von
sogenannter ›Kultur‹
zusammenpassen kann
da wird mit 2erlei Maß
gemessen, wenn
einerseits Orchester
subventioniert werden
weil diese das höchste
der Gefühle mit Weltruhm
seien und vermutlich sind
die Wahrheiten kein Singular
diese Musiker:innen kann
man nicht dem freien Markt
überlassen, sondern
sie werden durch
die Gemeinschaft finanziert
gleichzeitig muss
die Punkband ‚Missy Klaro‘
schauen wo sie bleibt und
für den Erfolg arbeiten wie
eine Rakete, der Club
verzichtet auf Gage etc.
der Unterschied ist hier
die Qualität als Maßstab
und man sieht hier Kultur
und dort unterstellt man
vermutlich, dass die
lieber „gar nicht arbeiten“
würden, dass sie es
ja gerne machen, es ist
ein Hobby (maximal) und
da stellt sich nun wirklich
die Frage – machen die
im Orchester die Arbeit
nicht gerne, ist das kein Hobby (warum?)
und machen im freien Markt
alle ihre Arbeit gerne oder
machen sie sie einfach
weil man das so macht
weil man keine Wahl hat
weil man nicht zu den Mächtigen zählt

Der Film handelt von der fiktiven Figur Lydia Tár, der ersten Frau, die jemals als Chefdirigentin eines großen deutschen Orchesters arbeitet. Dabei muss sich die weltbekannte Künstlerin in einem männerdominierten Beruf bewähren. […]  Dabei hat die ambitionierte Frau Mühe, ihr Berufs- und Privatleben voneinander zu trennen. So deutet sich eine Beziehung mit einer Cellistin an, die Társ Ehefrau nicht verborgen bleibt. Nachdem sich eine ehemalige Schülerin Társ das Leben genommen hat und gegen Tár Vorwürfe des sexuellen Machtmissbrauchs laut werden, lässt ihr Berliner Orchester sie fallen, und auch ihre Frau trennt sich von ihr. Tár zieht sich aus der nun gegen sie gewandten Öffentlichkeit zurück […]. (Wikipedia)

wo ist die Grenze
der Freiheit und wann
kippt die Suche nach Stärke
in Wahn und Unterdrückung
subventionieren wir Freiheit
oder Macht, Machtkomplexe
und Missbrauch Je n’accuse pas
Je pose des questions

in welcher Gesellschaft
werden Punkbands
durch einen Staatsvertrag
als Kulturgut
subventioniert und
ist das dann noch Punk.