Es ist ein ganz normaler Dienstag. Wir treffen uns heute das erste Mal. Ich bin neu hier, die anderen sind es auch. Manche sehen aus wie ich. Die meisten nicht. Genau genommen eigentlich niemand, aber das ignoriere ich oft und suche nach Gleichgesinnten. Das ist natürlich Quatsch, wenn ich das über die Optik mache. Aber ich denke, du verstehst, was ich meine. Menschen machen so ihr Sozialgedöns und bilden Gruppen, werden schlimmstenfalls Hooligans, Faschisten oder einfach nur Arschlöcher. Bestenfalls eine Gewerkschaft (das Herz schlägt rot).
Ich sitze an einem „Mixed Table“ und wir kommen uns langsam näher. Das ist für alle hier und heute das erste Mal. Der erste Tag in der Ausbildung und jetzt startet das Leben. Einige kennen sich schon vom Unternehmen, ich kenne niemanden. Alle kommen von irgendwo her, manche mit der Bahn, aber die meisten fahren mit dem Auto. Sie unterhalten sich über den Stau und die Spritpreise. Das ist ein großes Thema. Manche können zu Fuß kommen, das ist ein Vorteil.
Nach einer halben Stunde nehme ich mir endlich ein Herz und breche das Schweigen an unserem Tisch. Ich frage nervös, aufgeregt und deshalb sehr direkt den jungen Mann neben mir: „Wo kommst du her?“ Er antwortet intuitiv und fast schon im schüchternen Reflex: „Kenia!“
Natürlich merke ich sofort, dass wir aneinander vorbeireden und sage: „Nein, ich meine hier von Remscheid oder aus dem Bergischen oder aus Köln?“ Dann reden wir auch über die Anfahrt. Vielleicht sprechen wir trotzdem mal über Kenia. Irgendwann, wenn er anfängt. Es liegt alles noch vor uns.