Ich habe letzte Woche
ein kritisches Gedicht
geschrieben
und dachte
es sei
bedeutungslos
doch
es besteht
Hoffnung
…
–
Plötzlich und
unerwartet
klopft es heute
an meiner
Wohnungstür
und eine
blonde Frau
in einer
orangefarbenen
Jacke öffnet
grüßt
mit
russischem Akzent
sie begrüßt mich
fast schüchtern
ich spreche nicht
sie fragt
ob
der Kollege
vor zwei Wochen
der war
doch
schon
hier
ich erinnere mich
nicht
bzw.
ich erinnere mich
„nicht“
also der Kollege
war nicht hier
sie ist verunsichert
und sagt
es gehe um
den
Glasfaserausbau
ob ich Probleme
mit dem Internet
hatte
die letzten Wochen
nein
gut
dann hat sich das
geklärt
gut
also
hallo Welt
gehen die Hausbesuche los
schlägt das Internet schon
zurück…
…ich fühle mich kurz
wie James Bond
und schreibe
ein Freiheitslied
für den
Geheimdienst
es heißt
Достоинство свободы неприкосновенно.
Vornamen in Berlin
Albert
Alexander
Alois
André
Andreas
Ansgar
Armin
Artur
Axel
Bernhard
Björn
Carsten
Christian
Christoph
David
Detlef
Diana
Dieter
Dietrich
Enak
Erich
Erwin
Fabian
Felix
Florian
Friedrich
Fritz
Georg
Gero
Günter
Gunther
Hansjörg
Hans-Jürgen
Hans-Peter
Helge
Hendrik
Henning
Hermann
Hubert
Ingmar
Ingo
Jan
Jan-Marco
Jens
Johann
Johannes
Jonas
Josef
Jürgen
Kai
Klaus
Klaus-Peter
Knut
Lars
Manfred
Marc
Marco
Mario
Mark
Markus
Marlon
Martin
Mathias
Matthias
Max
Maximilian
Michael
Moritz
Nicolas
Norbert
Olav
Oliver
Patrick
Paul
Peter
Philipp
Ralph
Reinhard
Roderich
Sebastian
Sepp
Stefan
Steffen
Stephan
Thomas
Tilman
Tino
Tobias
Ulrich
Uwe
Volker
Volkmar
Wilfried
Wolfgang
Yannick
Andrea
Anja
Anne
Annette
Antje
Astrid
Catarina
Christiane
Christina
Daniela
Dorothee
Elisabeth
Emmi
Franziska
Gitta
Heike
Inge
Jana
Julia
Katja
Katrin
Kerstin
Mareike
Maria-Lena
Martina
Mechthild
Mechthilde
Monika
Nadine
Nina
Ottilie
Paola
Patricia
Petra
Ronja
Sabine
Serap*
Silke
Silvia
Simone
Susanne
Yvonne
*evtl. etwas weniger beliebt als die anderen
Taubheitsgefühle
Kopfhörer
höre Musik
fühle mich gut
fühle mich frei
habe einen Crush
auf mein 14jähriges ›Ich‹
die Träume
die Unbefangenheit
die Liebe als Hoffnung
die Bildung als Suche
das Zeugnis als Anarchie
das Leben als
– steter Moment
Stelle fest
bin nicht
14
keine Träume mehr
keine Unbefangenheit
keine Liebe als Hoffnung
keine Bildung gefunden
kein Zeugnis ist Wahrheit
das Leben ist
– stetig geworden
Frage an
die Playlist
lügst du mich an
was versprichst du mir
hast du mir geholfen
willst du, dass ich dich lösche
was willst du
wer oder was bist du
das Leben wäre wie
– ohne dich
Versöhnung
mit dem
Alter und
mit der
Erinnerung
das letzte Lied
das nächste Lied
eine Hoffnung
dazwischen
die Musik
ein Lächeln
es riecht nach Frühling
das Leben spielt
– mit mir
Keine Antworten
Keine Fragen
Alles i. O.
Biete 3 für 2
Habe Haarausfall
brauche meinen Frisör nich mehr
kann die Betty jetzt machen
mitte Maschine
den Garten machter Roboter
die Steuer die KI
suche neue
Haus’angestellte‘
für schmalen Taler
um sie ab und an
durch das Viertel zu führen
brauchen nicht viel arbeiten
sollen aber gut aussehen
jung, stark und wild
will einen guten Eindruck machen
beim Rassi gehen
im Heidepark.
Euer Hans-Georg-Siegfrid
Zwei Wege aus der Armut
Es gibt
soziale Sicherungssysteme
in Deutschland
wenn man
im Alter
was für die Rente tun will
kann man Flaschen sammeln
wenn man
vorher was tun will
musste schwarzarbeiten
für die Rich People
denen
du
egal bist.
Richter
Finanzbeamte
und andere
Herren (und Damen)
freuen sich
über die Pension
und geben dir
bisschen was ab
bisschen
nicht zu viel
kannst ja nix
hast ja nich studiert
hast ja früh Kinder gekriegt
viel, viel zu viele
haste dich vögeln lassen
vom falschen Kerl
so biste halt nix wert
wennde nich verhütest
oder reich bist
wärste aber
auch sonst nicht
biste arm
biste uns egal.
Selbstmord
dritter Weg
ist uns recht, mach
aber
nich bei uns
inne Wohnung
die Sauerei
kannste ja dann
nich mehr wegmachen
du bist nichts wert
kapiers einfach.
WIR HABEN
STUDIERT, GEERBT
& die BESSEREN GENE
FINDE DICH AB
Schwarzfahren vs. Steuerbetrug
Die Logik des Systems
ist einfach
ein moralisches
Lebenswerk des
christlichen
Humanismus
denn
wer kein Auto hat
hat kein Auto
scheiße, oder?
Wie kommste weg
ohne Auto
wie kommste an
…
ach, Kollegen
haste ja nich‘
bist ja zu faul
zu arbeiten
willst ja
den ganzen Tag
SCHWARZFAHREN
und dann nicht mal
zur Arbeit
was ne Zecke.
Geh‘ ma was
schaffen
anschaffen
für mich
du bist mein
Sklave
du musst was tun
damit der Rubel rollt
damit die Turbine
mich reich macht
muss mein Leben
ja finanzieren
also du finanzierst
mein Wachstum
biste verbraucht bist
und das geilste
du willst so sein wie ich
zahlste einfach keine
Steuern
dann hastes
geschafft
in den Himmel
und dann
sag ich da
kommste nich rein
wenn de arm
aussiehst
–
Pech gehabt.
Ende erstes Duell
Kommunikationsneurosen der Großeltern
Nur eine Sache kam in Verbindung meines Großvaters gelegentlich zur Sprache, wenn bei einer Geburtstagsfeier das Telefon klingelte. Auf den technischen Ausbau der Kommunikationswege und die neue räumliche Erschließung hatte er wohl – positiv gesprochen – sehr zurückhaltend reagiert. Er habe es damals als Ende der persönlichen Freiheit ausgerufen, ein eigenes Telefon im privaten Haus zu besitzen. Lange hatte er es gegen jeden gesellschaftlichen Druck geschafft, sich einer solchen „Apparatur des Terrors“ nicht zu unterwerfen. Als man ihm dann, in Absprache mit meiner Großmutter, zum Geburtstag „sehr spontan“ doch eines schenkte und es zum vollständigen Gelingen der Überraschung gleich angeschlossen hatte, empfand er diesen gut gemeinten Akt der Zwischenmenschlichkeit zwar als etwas übergriffig, er konnte und wollte sich in seiner netten Art letztlich aber auch nicht dagegen wehren. Er verstand das Geschenk als durchaus gut und ernst gemeinte und sehr ehrliche Aufmerksamkeit seiner Freunde. Und schließlich hatte seine Frau in letzter Zeit schon häufiger den Wunsch geäußert, sich durch das Gerät einige Reisen in die Stadt sparen zu können.
Das verstand mein Großvater nur zu gut. Zudem konnte er seine innere Unsicherheit nicht weiter verleugnen, denn auch er zweifelte längst an seinem Vorurteil gegen den Fortschritt und er hatte die nicht nur im beruflichen Alltag wirksamen Vorzüge der neuen Technik bei einigen Freunden und Bekannten mittlerweile auch durchaus selbst zu schätzen gelernt. Aus einem inneren Bedürfnis nach Ruhe, Sicherheit und aus Angst vor möglicher Überwachung zog er den Stecker am Gerät dennoch bis auf eine Stunde am Tag. Die „Stunde der Erreichbarkeit“, wie er es nannte, wechselte er zufällig ab und man musste wirklich Glück haben, ihn oder meine Großmutter an den Apparat zu bekommen. Das machte es für Außenstehende schwer. Für Involvierte galt es, sich damit zu arrangieren oder dazu zu verhalten. Wenn wir sie besuchten, fuhren wir deshalb einfach hin. Bemerkenswerterweise überforderte sie der spontane Besuch kein einziges Mal. Jedes Mal, wenn wir durch ihre stets offene Haustür in die Diele traten, schlug die Überraschung sogleich in große Freude um.