Christine tritt zurück, richtig? Wir wollen’s wissen!

Ihre politischen Entscheidungen waren uns schon lange egal. Wir hatten vollstes Vertrauen in eine Ministerin, die sich als moderne Frau in der Öffentlichkeit präsentiert. Eine erfolgreiche Juristin, eine stolze Mama und eine erfahrene Politikerin.

Es gab nichts zu meckern, die Krönung war ein völlig geniales Video. Wir hatten schon mit einem langweiligen Silvester gerechnet, an dem wir uns wieder nur über Vornamen, Böllerverbot und schlecht erzogene Ausländer aufregen können – doch dann diese Trashinszenierung. Großartig!

Wir sind noch immer wahnsinnig dankbar für den ganzen Content, den wir ohne diese starke Frau in der Führung nicht hätten produzieren und verkaufen können.

Heute nun der Schock! Unsere Christine will nicht mehr im Rampenlicht stehen. Sie tritt zurück.

War das die richtige Entscheidung? – Ihre Meinung interessiert uns.

Als Dankeschön für Ihre Stimme erhalten Sie unsere Klatschpresse 4 Wochen lang gratis. Danach müssen sie blechen, aber wir versprechen: Es lohnt sich! Es wird wieder jemand kommen und wir garantieren natürlich das alte Programm.

Die ZEITUNG – sachliche Berichterstattung ist unsere Kernkompetenz.

Wer trifft die Entscheidung

„Scholz muss nun über die Nachfolge Lambrechts entscheiden. […] Die ARD nannte zudem Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt (SPD) als möglichen Nachfolger.“ (Quelle: Jede Zeitung)

Ich habe heute persönlich um sachliche Berichterstattung gebeten. Eine Nachricht, die dem Amt würdig und den Herausforderungen der Zeit gewachsen ist. Eine Antwort steht aus.

Eine Ministerin kümmert sich vor allem darum , dass sie ihre Person verteidigt. Das ist für das Amt schlecht, für sie und für uns alle. Für die ganze Gesellschaft. Das wird der ›Zeitenwende‹ nicht gerecht. Eine Frau mit roten Fingernägeln, eine ›Tussi‹ oder ›Topjuristin‹ kann/soll/darf/will/muss sich nun nicht mehr um die Bundeswehr kümmern. Mit einem Video hat sie alle vorgeführt. Das ist zynisch, klug und gefährlich. Aber das ist Politik. Es war absehbar. Das sind die Medien.

Was sagt mehr über unsere Zeit, unsere Systeme und über unsere  Aufklärungsarbeit. Im Vordergrund bildet sich eine Leerstelle. Was bildet sich im Hintergrund…  Menschen arbeiten an der Sache. Täglich. Im Hintergrund. Manchmal machen sie Fehler. Der Mob liefert sie aus. Wer kann der Weltpolitik Zeit geben? Algorithmen werden bedient, um Werbung zu verkaufen, um Stimmung zu machen und um den eigenen Arsch zu retten. Wer frei von Hass ist, der melde sich freiwillig. Eine Stelle muss besetzt werden.

*Zwischenrufe fordern: Divers*

Zivi von damals
meldet sich freiwillig
zum Dienst an der
Schreibmaschine

Chiffre: Blaues Klavier

Innovation in der Rehwelt

Er ist ein Autor
Sie ist eine Autorin
Beide haben
keine Ideen
keine eigenen
sie sind langweilige Personen
die sich über ihre gefällige Art
und über ihre Onkel und Tanten
und die Brüder und Schwestern im Geiste
zu ihrer höheren Position verholfen haben
sie sitzen da auf ihrem Hochsitz und jagen
die neuen Ideen wie junges Wild
das sich im Wald auf die Suche begibt
in der Hoffnung, nur einen Tag nicht
erschossen zu werden
das Reh steht auf einer Lichtung
es trägt ein Regencape
und feiert die neongelbe Revolution
beide schießen drauf los
rennen panisch zum toten Körper
um ein Selfie zu machen
um mit einem Reel davon zu berichten

und an den Tagen, an denen
alles ist wie immer
da sitzen sie ideenlos da
streifen durch das Internet
bedienen sich an den Quellen
die ungenannt bleiben
sie erinnern sich drei Tage später
nicht mehr daran
und dann verkaufen sie sich
als Genies
die Öffentlichkeit
applaudiert
sie bekommen mehrere Preise
und das sagt
es muss richtig sein

das Reh steht auf der Wiese
es trägt jetzt Camouflage
es wird der Tag kommen
da schießt es zurück
passt auf euch auf ihr
Jäger:innen des Geistes

Es ist kein Freud

Ich bin nicht die Person
mein Text ist nicht meine Meinung
ich rede nicht über mich
ich rede nicht über mein ›Ich‹
ich bin auch kein ›anderer‹
schon gar kein ›anderes‹
ich bin ein Mensch
ich rede mit Worten
ich nehme sie aus der Welt
ich beobachte Themen
ich stelle Fragen
ich rede durch die Sprache
und suche die Orte
an denen die Welt nicht ist
außer Schweigen
außer Repression
außer Gewalt
ich brauche niemanden
der mir meine Psyche erklärt
der mich für die Strukturen erschließt
der mich gefügig macht, für seinen Willen
der mich übergriffig formt, zu seinem Objekt
ich bin eine freie Natur
ich bin erwachsen
ich bin der Andere (nun doch!)
prüf du, dich und deine Systeme
und grüß mir (in deinen Träumen)
den allwissenden
Doktor
ich bin draußen
spielen
die Natur
ist mir gnädig
es regnet
.

Bodycount I

Ich bin jetzt 325 Tage hier
habe 27 Männer getötet
2 eigene (versehentlich erschossen)
17 mit dem Gewehr
3 mit der bloßen Hand
4 mit einer Handgranate
3 mit einer Mine
jetzt habe ich einen Fehler gemacht
ich habe mich verrechnet
es waren mehr als 27

Ich bin jetzt 28 080 000 Sekunden hier
habe 13 Zivilisten getötet
eher ungewollt, aber das passiert
3 waren paramilitärisch organisiert
5 waren ›Beifang‹ im Eifer des Gefechts
7 Gefangene konnten wir nicht mitnehmen
1 alter Mann hat mich angespuckt
da sind mir die Sicherungen durchgegangen
ich hatte drei Nächte nicht geschlafen
und hoffe, dass meine Eltern
nie davon erfahren

Ich bin jetzt 468 000 Minuten hier
habe 7 Frauen vergewaltigt
zuerst habe ich nur zugesehen
dann musste ich mich im Korps beweisen
dann war es mir egal
3 davon waren vermutlich minderjährig
unschuldig waren die anderen auch
es war furchtbar
aber so ist der Krieg

Ich bin es gewesen
niemand anders
es gibt keine Entschuldigung
mein Truppenführer war stolz
meine Eltern werden mich hassen
ich habe gelernt
ohne Gefühle zu leben
ich bin ein Soldat
dafür werde ich bezahlt
deshalb lebe ich
noch –
bin ich ein Mensch?

Ich bin jetzt 7800 Stunden hier
hier ist immer woanders
hier ist niemals zu Hause
hier ist keiner mein Freund
hier ist kein Mensch meine Liebe
und doch: hier sind alle Menschen
ich bin ein Soldat
ich war 48 Stunden gefangen
wurde gefoltert
sie haben mir die kleinen Zehen
mit einer Säge aus dem Baumarkt
abgeschnitten
ich habe alles verraten
ich bin kein Held

dann haben mich meine
Kameraden befreit
dann kam der Feuersturm
und hat alles vernichtet
ich konnte nichts tun
und fühle
Genugtuung.

Ich bin erst 325 Tage hier
das sind 46 Wochen und 3 Tage
an einigen davon haben wir gelacht
aber kein einziger war gut
ich war fern von der Heimat
von meiner Frau und den Kindern
musste das hier lernen
die Angst hat mich getrieben
dann kam der Spaß
die Freude am Töten
das Gefühl von Macht
wie ein Rausch
ich war ein anderer Mann
nicht plötzlich
schleichend
ich war ein anderer Mensch
damals
heute bin ich der, der ich bin
ein Soldat ohne Leben
ein Kriegsverbrecher
ein Mörder
ein Vergewaltiger
ein Tyrann
in den Augen der westlichen Welt bin ich ein Feind
in den Augen meiner Führung bin ich ein ganz normaler Held
in den Augen von ihnen bin ich eine Gefahr, wenn wir uns treffen
in den Augen von dir bin ich eine Zumutung, wenn du das liest
in den Augen meiner Kameraden bin ich ihnen ein einfacher Freund
in den Augen meiner Feinde bin ich ein Mann mit dem gleichen Beruf
in den Augen der Zivilisten bin ich eine Bedrohung
in meinen Augen bin ich noch immer ein Mensch – irgendwo
ich werde das Gefühl der Ohnmacht niemals vergessen
die Hilflosigkeit, die sich gegen mich und gegen das Ganze richtet
bis heute war ich täglich ein Richter
morgen werden andere richten
heute ist mein letzter Tag an der Front!

Morgen ist mein erster Tag in der Freiheit
vergesst nicht, dass der Krieg mich
zur Schande gemacht hat
und ich selbst
ich trage die Schuld
für die Bestie, die ich geworden bin
ein einfacher Mann aus einem kleinen Ort
Familienvater und Sohn, aus armen Verhältnissen
ich trage die Verantwortung für all das
doch heute bin ich davon befreit
ich liege in einem Erdloch im nirgendwo
es wird nie wieder gut
das ist der Krieg.

Everything but Ordinary

Manchmal werde ich verrückt
Erschrecke vor mir selbst, raste aus
Ich lache mich in den Schlaf
Ein Schlaflied, meine Symphonie
Ich rase unentweg, bin rastlos
Ich will die Gefahr spüren, das Adrenalin
Die Ruhe macht mir Angst

Wie viele Menschen muss ich lieben?
Wie oft muss ich dafür atmen?
Was macht mein Herz roh und leblos
Warum blutet mich nichts aus
Ist das mein Leben?
Niemanden retten, niemals gerettet
Ich möchte doch einfach nur normal sein,
– einen Tag, bitte.

Malen nach Zahlen, ein einfacher Weg
Das würde mein Leben langweilig machen
Es tut so gut, mal nicht an die Grenzen zu gehen
Ich triggere nichts, nichts triggert mich
Keine Pause erscheint mir zu lang
Kein schlechtes Gewissen
– treibt uns zurück in die Gier.

Es ist genug, zu leben.
Es ist genug, zu lieben.
Es ist genug, ein Herz zu haben.
Es ist genug, zu bluten.
Es ist genug, zu sterben.
Es ist genug, zu streiten.
Es ist genug, sich zu versöhnen.
Es ist genug, gewöhnlich zu sein.
Es ist genug, ein Leben zu leben.

Ich muss mich nicht entschuldigen
Wenn ich meinen Verstand verliere
Wenn du mit mir in die Wildnis ziehst
Wenn wir die Welt für uns schließen
Und du mich noch einmal berührst
Ich will das alles erleben
Ich will nicht dafür sterben
Ich will nicht, dass die Welt für uns stirbt

Es ist so komisch
Es kommt mir so vor
Als wäre das früher alles anders gewesen
Meine Träume am Tag
Nachts schlafe ich nicht ein
Du fehlst hier, bist du
– jenseits der Grenze?

Lebe mit mir, lebe hier
Lebe das Jetzt, atme mich ein
Reanimiere mein herzloses Selbst
Ich will endlich wieder fühlen
Dass wir vergänglich sind
In jedem Moment dafür sterben
Dass wir uns retten, das Leben
Ich will mit dir gewöhnlich sein
Einfach nur lieben, sprechen
Niemand wird uns retten
Niemand wird uns zerstören
Niemand wird uns vernichten

We’re gonna be
Everything but
Ordinary

Wochenendeanfang

Ich rieche Anarchie in Ihrer Stimme
aber es tut gut, den Wind der
Freiheit zu spüren
heute etwas Mundgeruch
aber als Idealist
bleibt man standhaft
Schönheit kommt von innen
allerdings ist das
so eine
Sache
man kann sie nicht kaufen
es ist auch kein Zollstock dafür gemacht
und keine Waage
Menschen bringen was mit
das man erkennt, zeitlos
dann ist die Hoffnung kurz da
dass man irgendwo
immer wieder
wen trifft
der einfach nur sympathisch
ist
ohne Kompromisse
und das liegt
nicht an der Kleidung
nicht an der Sprache
nicht an der Figur, ihren Masken
es ist einfach so etwas
irgendwie
man vergisst kurz
dass ich auf
der Welt bin
dann ist es
wieder weg
kurz verstehe ich
die Crackjunkies in Kalk
nicht zu gut
aber
es bleibt eine Illusion
für heute
von gestern
bis morgen
erst einmal kurz
Wochenende
also vielleicht auch
ein Anfang
die Akkus
sind voll
für den Moment.

Es gibt viel Gutes
da draußen
wir sprechen uns.