Gas geben (und nehmen)

Ich swipe nach links,
swipe nach rechts –

Ich stehe am Punkt der Entscheidung.

Heute ist mir alles egal
ich stelle die Weichen
X

Das ›Ich‹ ist ein Wächter
des Jetzt
für die ->
„Besserezukunft“

Meine Arbeit nervt / Deine auch?
Heute mich / Morgen dich?
Du. Ich. / Morgen die anderen
(passendes Satzzeichen einfügen;
Gesinnung entscheidet)

„Jedem das Seine“

In den Gräbern
fault die Äpfel
von innen

Meine Oma.
Bügelt die Uniform
Der „Schmutzfuß“ von heute
war gestern noch
„der Tinderirrtum meiner Schwester“, sagt sie.
Und weiß es besser
weil sie die Katastrophe
noch kennt.

Täter:innen
niemals vergessen.
Wie
in der Zukunft?

Wer ist die Oma
heute
mit 42

Suchbild
Gegenwartsgesellschaft
(zu einfach
möglicherweise )

Farbe war früher
ein Zeichen für
Reinheit.

Heute?

Bunter Rassismus bestellt die Felder
am Horizont
bilden die Zugvögel ein FU
und scheißen auf
das Dach der
virtuellen Schrebergärten.

Das ›Ich‹ glaubt an die bessere Welt
und schließt sich dem Treck an
heute, morgen –
übermorgen.

…………………………………………………………

Dieser Text erscheint, entgegen zur Gesinnung, rechtsbündig.
– gesucht wird die Mitte.

Es geht sich irgendwie aus

Dort liegen sie
im Nebel der vergangenen Nacht
und frieren sich in den Tag
es wird
wieder einer von denen
die gut werden
einfach nur so
ab dem ersten Kaffee am Samstag
ab dem ersten Wort, so wie früher
und seitdem
entdecken sie
ihre
gemeinsame Welt
noch einmal für sich
und für das
so
wie damals
mit 16
nach der Schule
das erste Mal
heute
nur etwas später
und dann
errötet das Leben
in ihrer Mitte
und dann
gehen sie
schlafen.

Fortsetzung folgt

Aufbruch

Dienstag, gegen Mittag
Rucksack und Koffer gepackt
Schließe die Tür
Fällt ins Schloss
Schließe um
Verlasse das Haus
Durch die Haustür
Gerüst vor dem Haus
Sanierung; Streichen
Dann bekannte Route
Kalk, auf der Straße
Richtung Arcaden
Bis zur Vorstadtprinzessin
Ex-, heute Kampfsport
Gehe bis zur S-Bahn
Trimbornstraße
Begleitet vom Kofferschlitten
Mit Rollengeklapper
Treppenaufgang
Verpasse eine zu frühe S13
Nächste wie geplant
Minutenlang warten
Denke an damals
Heute alleine

[Anekdote:]

Vor wenigen Jahren standen wir hier
BM und Ich; nachts; Prinzessin geschlossen
Kein Geld für ein Taxi; Einer gestrandet; Kiosk zu
Nächste Zugfähre über den Rhein: Gg. 4 Uhr morgens
Warten, Erzählen, Warten, Erzählen, – ohne allg.
Langeweile

Anmerkung:

Ich weiß gar nicht mehr, warum wir
damals nicht in meine Wohnung gegangen
sind und uns einfach wie heute bis
Sonnenaufgang in der Küche gegenüber
gesessen, debattiert und getrunken
haben, um uns manchmal zu streiten und
meistens aufmerksam glücklich zu
machen.

Die Polizei dreht damals ihre Kreise
Nach etwa der fünften Runde halten sie an

Polizei: Alllllllgemeine Personenkontrolle.
Guten Morgen.
Freund: Sie haben auch nichts Besseres zu tun.
Polizei: Stimmt. Hier wird ab und an aber
auch gedealt. Und um diese Uhrzeit…
Ich: Betont denkendes Schweigen
Wir dealen mit Worten.Stille
*** Funk
Überprüfung der Daten
Kurzes Gerede
Nicht verdächtig
Feierabend. ***

Als bräuchten wir Ablenkung
Keine Langeweile im Dienst
Das ist kriminell!

Damals wie heute (I):
Nur Zwei, aber
Harmonisches Miteinander
Die totale Gemeinschaft
In pluraler Gesellschaft
Gewandt mit den Worten
Geübt im Streit und
fähig zum Konsens.

Damals wie heute (II):
Besondere Qualität.

[/Anekdote]

***
Eine Frau fragt mich etwas
Ich verstehe sie nicht
Rückfrage
Sie mich wohl auch nicht
Dann ist sie schon weiter

***
Noch einer fragt etwas
Englisch
Erste Umstellung
Sprachwechsel (langsam)
Er will zum Bahnhof
Ich antworte zum Flughafen
Rückfrage
Ich verstehe ihn
Korrektur meiner
Kommunikation erfolgreich.

***
Ding, Ding, Ding
Stempelautomat ist kaputt
Hängt in einer Schleife
Stempelt sich wild
Aber ohne zu stempeln
Betroffene sind irritiert

***
Was machen, wenn die Bahn kommt?


***
Die Bahn kommt
S13, Troisdorf
Nächste Station
Frankfurter Str.
Nach 9 Minuten
Flughafen
Rolltreppe
Schilder
Bildschirm
Check-In
Gepäck aufgeben
Terminal suchen
Erreicht
Bäcker
Kaffee
3 Croissants (Mini)
Sichtung der Leute

Besondere Vorkommnisse:

Eine Nonne gesehen
Blickkontakt gehabt
Sympathisch
Nicht gesprochen
In aller Kürze verständigt
Über Gott und die Welt
Präsenz zeigen
Liebe erfahren.

***
Boarding
Sitzplatz 28A
Fensterplatz
Hinweise zur Sicherheit
Start
Abflug
In der Luft
Versuche zu schlafen

Nach etwa einer Stunde
im leichten Schlaf
wache ich wieder auf

Kurz vor der Landung
Landung
Kattowitz
Flughafen
Bus über Rollfeld
Eingang
Gepäckband
Wiedervereinigt
Koffer&Ich
Vor die Tür
Durch den Ausgang
Bestes Wetter
Sonne im Herbst
Keine Jacke
Trotzdem sehr warm
Busfahrer nett
Busfahrt angenehm
Etwa 40 Minuten
Mitfahrer wenig
Ankunft im Zentrum
Busstation unterirdisch
Am Eingang zur Mall
Einkaufszentrum
Willkommen im Westen
Denke an die Arcaden
Hier alles größer
In der Sache vertraut
Mache erste Schritte
Studiere die Fremde
Von Marken zu Menschen
Als Differenz der Systeme
Erkenne den Unterschied nicht
Außer die Sprache
Muss vor die Tür
Da sich hier alles gleicht
Egal wo man ist
Wage also den Aufbruch
Verlasse die Klimatisierung
Aus dem Gebäude am Hauptbahnhof
Stehe vor der Straße
Auf einem großen Platz
Komme an noch einem vorbei
Durch die Unterführung
Bauarbeiten
Brückensanierung
Arbeitsgeräusche
Kebap
Links abbiegen
Über die Straße
Zebrastreifen
Autos halten an
Vor der Unterkunft
Kurzes Telefonat
Türen öffnen sich
Ganz ohne Schlüssel
Alles läuft
Wie geplant
Fast automatisch

Willkommen in Polen.

Prolog

Ich kann in Bildern nicht sagen, /
was ich in den letzten Tagen
gesehen, gehört und gefühlt habe.

Aber ich kann als Erlebnis erzählen, /
darüber schreiben
und dies sind
die entsprechenden Worte.

Stadtbild

In der Stadt war alles in jeder Hinsicht laut. Zu laut. Meine Großmutter hatte ein sehr feinfühliges Gehör von musischer Qualität, das mit dem industriellen Rauschen nicht wirklich zurechtkam. Wenn sie hier mal nichts hörte, blieb doch ein diffuser Lärm, der ihr Nervenkostüm derart strapazierte, dass sie über die Intensität ihrer reflexhaften Fürsorge jede Kontrolle verlor. Ich schätze, sie stand wirklich jedes Mal unter Hochspannung und war schlichtweg überfordert, wenn sie ihr Haus verließ und unseres nach einigen Stunden der räumlichen Überwindung betrat. Das hier war fremdes Gewässer. Doch das Schwimmen hatte sie nie gelernt und daher machten ihr Herausforderungen maritimer Natur begründete Angst. Meine Großmutter kannte nur den richtigen Wald und hatte fast ihr ganzes Leben im Dorf verbracht. Auf dem Land hielt sie den Kopf natürlich über Wasser. Orientierung fand sie abseits der ausgetretenen Pfade. Das Haus verließ sie nur, wenn sie neben Ruhe auch frische Luft suchte. Manchmal brachte sie von Spaziergängen Pilze mit. Nicht immer. Das Dorf verließ sie sonst nur, wenn sie zu uns zu Besuch kam.

Hier gab es fast nur Beton, Pflastersteine oder Asphalt; hin und wieder ein Baumkarree mit einem Häufchen Erde und Hund. Unsere Pfade waren nicht ausgetreten, sondern professionell verdichtet und wurden nicht infrage gestellt. Jeder hatte einen eigenen Namen, was meine Großmutter irritierte. Ein Abseits gab es nicht. Essbare Pilze auch nicht. Das Laub der wenigen Bäume wurde im Herbst sorgsam gekehrt. Ein Erfolgserlebnis für die Straßenkehrer, die den täglichen Müll nie beseitigen konnten. Auf der Oberfläche und sogar darunter (was meiner Großmutter zeitlebens ein Rätsel blieb), bewegten sich Menschen mit Dingen oder Gegenständen in und auf Objekten oder durch sie hindurch. Mobilität war stets gewährleistet. Wurde fast manisch praktiziert. Orientierung fanden technische Begleiter. Wenn es dunkel wurde, leuchteten sie. Manchmal stießen sich die Menschen dennoch aneinander. Natürlich. Alles flüchtig. Das Licht wie der drückende Nachthimmel und der unsichtbare Rauch auf der Straße über dem endlosen Asphalt. Tiefgründig drang alles in die Lungen. In alle. Es setzte sich fest. Drang ein, um zu verbleiben, während irgendwo ein Apotheker Hustensaft verkauft. Gegen die Erkältung. Den Schnupfen. Die drohende Gefahr. Für die Gesundheit. Ewiges Fieber. Anhaltend. Trotz isolierter Kapseln und Medikation. Panisch steigt irgendwo einer ein und ein anderer hektisch wieder aus. Dann Verkehr. Zähe Masse. Gestern und heute. Hin und her. „Hauptsache!“ Und morgen? Pferde aus Blech und Stahl mit einem Bauch voll raffiniertem Erdöl galoppierten bei jedem Wetter. Ihre Körper wurden warm; ja, sogar heiß! Ihr Geruch war seltsam. Anders; er hatte nichts mit Stall zu tun und roch doch wie der Atem eines toten Tieres. Manchmal vergewisserte man sich ihrer Existenz und nutzte dafür das eigens entwickelte Verfahren der Geschwindigkeitsphotographie. Sie mussten heizen. Sommer wie Winter. Kälte, Rekorde! Brechen und biegen. Karambolage. Das Rennen geht weiter. Bei jedem Wetter. Wetten. Darauf; Blitzlichtgewitter. Applaus.

In Worten

Du sagst es
ich verstehe dich
nicht wörtlich
aber als Mensch
du mich auch
und wir sprechen
miteinander
über alles
und wir sind
dadurch
für den Moment
unbesiegbar
und du trägst
das auf der Zunge
was ich
ohne dich
nie aussprechen
könnte
und denken
schon gar nicht
mach bitte
noch etwas weiter
dann ist die
Stille
im Lärm
weniger laut
ein bisschen
lächelt
das Wort
über
uns
und
wir
lächeln
mit ihm
über
die Stille
der
Vernunft.

Ein Kaffee, Arcaden

02. August 22
17:03 Uhr

Mal wieder ein Heft
Das große Aufräumen
beginnt
in der Sprache
————————————-
ein Kaffee
ein Kuchen
im Sommer
kein Eis
___________________
ZUCKERSUESZ
___________________
Die nackte
Haut
riecht nach
Schweiß
der
die Arbeit
schlecht
bezahlte Männer
müssen
aufstoßen
______________________
Großstadtgeflüster
Männerromantik
Kapitalismus
Pornographie
______________________
Ein Mann steht
an einer Ecke
und lacht
ohne Zähne
über die Krankenversicherung
________________________________
Der Zahnarzt verliert
seine Rente am
Kapitalmarkt
gegen
die zockende Tochter
(Korrektur: Sohn, Frauen sind
kein(e) Spiel(er)) (09.12.22)
– Frauen auf
Instagram
suchen
Einfluss
im Nichts
der Bedeutungslosigkeit
Während der Passage:
Denken an
Rocko Schamoni

__________________________________________
Conclusio: früher war alles besser!
(Stimme aus dem Off wird von
der Regie (weiblich) zurechtgewiesen)
Schauspieler „schläft sich hoch“
und scheitert an der Rolle
Psychotherapie auf der Besetzungscouch

Am Tisch sitzen zwei Frauen
vermutlich Mutter und Tochter
links ein Kinderstuhl
Barhocker
eine Theke am Fenster
dort sitze ich sonst
immer | früher | Freude auf den Herbst
-> Stichwort: Auch eine Geschichte der Philosophie
Frauen säßen mir in der Zukunft
im Rücken, mein Blick wäre
auf die Straße gerichtet
kontra Hopper
Sprache versteh ich nicht; Dialog
-> kein Ton bei Gemälde

Protagonist geht Stereotype aufräumen (09.12.22)