Wie durch einen Zufall
geben wir uns noch einmal
die Hand und ich packe zu
vielleicht zu kräftig, aber
wenn man Schüchternheit
überwindet folgt zu schnell
Solidarität durch Kraft
und Stärke kippt hilflos
zur Dominanz, dagegen
kann man sich nicht
schützen, selbst dort
wo man eine awareness
etabliert, bleibt man
viel zu oft kein Held
…
vermutlich ist es falsch
sich an der Kriegerlegende
zu messen, aber wenn ich
die Hand loslasse, dann
ist da nichts mehr und das
macht mir irgendwie Angst
obwohl ich dir eigentlich ja
bedingungslos vertraue.
Ein Abend wie früher
Wir sitzen zusammen
erzählen uns alte Geschichten
obwohl wir noch gar nicht
so alt sind, aber doch älter
jetzt sind wir die Generation
die über Häuser, Kinder und
die großen Lebensfragen
diskutiert, über die Rente
müssen wir nicht reden
weil wir Wohlstandskinder
sind und bleiben, und wir
werden was erben, was
uns den Rücken frei hält
andere haben nichts
noch nicht mal die Zeit
sich in der Gewerkschaft
zu organisieren. Wie gut
es uns geht, sieht man
bei 30° C in Kalk am
Nachmittag kehrt
eine Frau den Hausflur
sie ist trotzdem glücklich
und wir haben Hoffnung
…
Revoluzzer sind wir nicht.
Die Würde der Politik ist angetastet
Es mag Tage geben
an denen man besser
nicht zugibt, katholisch
zu sein und heute ist
keiner davon.
Ein Politiker singt
einen Schlager, das
Bierzelt feiert ihn
die Orgie eskaliert
zunächst nur
verbal.
Offensichtlich ist
die Macht so groß
und faszinierend
dass sich Stil und
Anstand nicht gut
mit ihr versehen.
Möglicherweise
ist es die Prüderie
des realistischen
Seins, dass man
die Fiktion für die
Wirklichkeit hält
…
In der Realität
singt ein Schlachter
über seine Sklaven
die den Mindestlohn
als Miete an ihn
zurückzahlen, seine
Frau hält fünf Kitze
auf Onlyfriends
ihre Kinder sind die
Influencer heute
von morgen.
Im Parlament will
eine Frau die Prostitution
unter Strafe stellen
meint sie das ernst
lenkt das nicht von
echten Problemen ab
und löst bestehende
nicht? Ein Mann fordert
das Abtreibungsverbot
er hat Angst, er achtet
auf seine Linie.
Die Absurdität des
Augenblicks treibt mich
in die Kirche, es ist sehr
heiß heute und draußen
kann es schlimmer kaum
werden, als dass man sich
nicht mal mit Gott
befassen könnte, der
singt wenigstens keine
Katastrophenschlager
…
Suchbewegungen
Hilflos schreien
die Faschist:innen
in den Saal und
rufen zur Revolution
auf, aber niemand
weiß, wie man
ZUKUNFT
gestaltet, deshalb
wünschen sich alle
ein Königreich.
Alles kommt
plötzlich geht alles
durcheinander
und „Dresden“
soll wieder
bombardiert
werden.
Menschen streben
nach Macht und
wenden dafür
jedes Mittel an
sie nutzen notfalls
auch die Gewalt
was sind schon
die paar Leben
einfacher
Leute.
Ein gemeinsamer
Diskurs ist nicht
mehr möglich, denn
der Staat funktioniert
an den wichtigen Stellen
nicht, nicht für die
Bürger:innen und das
liegt an allen, nicht
an Einzelnen oder
an Gruppen, nicht
an der Politik allein
sondern und aber
an allen
zusammen
nur
wo sind alle
zusammen?
Es gibt keine Nazis mehr
die Geschichte ist singulär
was man heute ›Nazi‹ benennt
ist eine billige Kopie
es ist der Wille zur Willkür
das Gefühl, nicht dabei zu sein
der Wunsch nach Hoheit
nach Bestimmung und
Einfluss und eine Suche
nach weniger Liberalismus
die Suchbewegung nach
einer totalitären Ideologie
die ›Menschen‹ definiert
und andere ausbeutet
oder vernichtet, Sklav:innen
produziert, um Wohlstand
zu ‚verteilen‘, niemand sagt
dass alle Gleichheit und
Gleichberechtigung wollen
das muss man als linke
Mehrheit auch verstehen
– nicht akzeptieren.
Neben Sachen
Liege auf dem Balkon
müsste eigentlich was
tun, aber heute mache
ich endlich mal nix
die können mich alle
mal kreuzweise, denn
ich kriege nix ab von
dem, was die haben
ich aber nicht, wenn
das Geld kommt
ist es auch schon
wieder weg, ich
kann gar nicht
für meine Yacht
sparen! Was ein
Elend und die
Haushälterin
kann ich nicht
kündigen, denn
ich habe gar keine
außer mich selbst
das ist mal die
true story
im game of life
gibt’s nix zu
verschenken
im Kapitalismus
immer auf das Geld
achten oder einfach
direkt 9mm in your face
das Hippieleben und
die Wilden Jahre sind
vorbei, außer für die
die sich nie kümmern
müssen und dann
die anderen in den
Krieg schicken, wenn
es zu brenzlig wird
…
Lichtschutzfaktor 50
kein Sonnenbrand
aber ansonsten
brennt ganz schön
das Herz. Gut so.
Brün-graune Koalition
Also die Forderungen
nach einem GRUNDSATZ
-PROGRAMM liegen
nun auf dem Tisch
und immerhin: Alte Männer
können noch Lesen, das
glaube ich ohne Studie
> Behauptung
Wichtig ist an dieser Stelle
die Frage: Sind Sie lesend
durch ihr Studium gekommen
oder durch Konnegge?
…ist ja keine Schande, macht
man mal den Hannes und
lutscht seine ChupaChups
alle wollen Pilot werden
wie ist keine Frage, wenn
man denn mal einer ist
und dann kommen sie
alle angekrochen und
bieten sich als Sekretäre
der Macht, HAUPTSACHE
ich bin wichtig mit meiner
Karriere, Karl von Lindemann
rammt derweil seine Potenz
in eine Mondattrappe
der Pfleger muss lachen
er ruft seine Tochter an
und die ist begeistert, dass
der Mann noch so voller
Tatendrang steckt, aber
sie wartet eigentlich schon
auf das Erbe
….
nackt sitzen zwei junge
Menschen in einem Harem
sie warten auf die Obrigkeit
es läuft harte Rockmusik
alle werden ein bisschen
betäubt, nur nicht von
der Kunst, da muss schon
was Synthetisches her
…
in der Politik versuchen sie
derweil die Bildungsdefizite
und den Willen der Alten durch
neue Gesetze zu besiegen, aber
es ist vorbei mit der Siegermentalität
sieht man, nicht zuletzt, auch bei
der Nationalmannschaft – wen
interessiert Fußball 2023
die Arbeiter in Katar sind umsonst
gestorben, genauso wie die Menschen
im Mittelmeer und in der Ukraine
wer hat da noch Hoffnung, wenn
alle nur noch nach rechts swipen
weil sie f+++ wollen
…
mehr Arbeit, mehr Export
sichert den Wohlstand, die Reichen
waren schon immer das Problem
nicht die Juden, aber es gibt halt
auch reiche Juden (Ablenkungsmanöver)
…
Friede den Hütten
Krieg dem Totalitarismus
…
nach Grün kommt Braun
die Schwarzen spielen ihre
Steigbügelhalter, sie können
nichts dafür, sagt Eichmann
ein alter Freund.
Hans Christian S.
Ich wollte dir heute eine
E-Mail schreiben, wir
haben damals kurz gesprochen
du warst zugewandt, ich wusste
nicht, dass du auch in einer Band
spieltest und ich damals auch
das wäre doch ein gemeinsamer
Nenner gewesen, den hatten
wir auch in der Lyrik und heute
hätten wir einen in Wolfgang H.
den Aufsatz von 2013 werde
ich lesen und fragen werde ich
dir nicht mehr stellen können
weiß nicht mal mehr, ob wir
schon beim ›Du‹ waren, aber
meine Lyrik hat dir damals
gefallen und du warst ein
angenehmer Zeitgenosse
danke für die Begegnung
es hätten weitere werden
sollen, müssen und
vielleicht treffen wir uns
im nächsten Leben
auf einem Punkrock-Konzert
jenseits der Grenzen!