Schubladentest

Heute war meine Musterung
sie wollten mich in eine Schublade
stecken
zu den anderen Pionieren
ich habe sie
am Ende
davon überzeugt
ein Regal zu bauen
frag nicht wie!

als sie fertig waren
habe ich ihnen gesagt
dass es
zu wenig Fächer hat
da waren sie empört
und ich
bin eine Runde
durch den Wald
gelaufen
und einfach
dort
geblieben

sie suchen mich
vermutlich
mit irgendeiner App
aber ich habe
gar kein Sysem
außer mich
und
das Leben

DEIN WÄRMEBILD
WIRD DICH VERRATEN!

400+

Gestern habe ich die 400 geknackt. Fast unbemerkt. Nach einer anstrengenden Woche und einem wunderbaren Text – persönliche Sicht des Verfassers – in der letzten Woche fehlten etwas die Energie und die Ruhe.

Ich orientiere mich gerade zusätzlich in neuen Projekten, was Zeit frisst. Donnerstag kam das totale Down durch Kaffeeentzug. Das war krass, da ging kurz ganz, ganz wenig.

Gestern endlich ein paar neue Texte. Einige sind wieder sehr kritisch geworden, manche fangen so ein negatives Rauschen ein, das man im Alltag lieber ausblendet.

Positive Begegnungen halte ich viel lieber fest. Neulich an der Kasse bei Netto war so eine kurze Sequenz des Guten, die hat sich komplett eingebrannt in meinem Gedächtnis.

Über das Schreiben

In den letzten Tagen sind mir zwei Dinge noch einmal bewusst geworden.

Erstens ist das Schreiben für mich keine Option, sondern eine Tätigkeit, die zu meiner Persönlichkeit gehört. Das gilt auch für die Musik. Wenn ich nichts mache, dann schlägt das auf die Stimmung [sic!]. Wenn ich was mache, dann muss ich auf die Wechsel der Wirklichkeiten achten, denn manchmal bin ich noch im Text, und Menschen, die mir dann begegnen, sehen in mir nur den Autor oder den Künstler. Dann verwechseln wir uns beide als Menschen.

Zweitens ist Literatur nicht der Ort, der Wahrheit durch empirische Daten dokumentiert, sondern das Medium, das Wahrheit durch fiktionale und fiktive Momente autodiegetisch generiert. Das klingt sehr theoretisch, ist aber im Prinzip sehr einfach. Der Text ist seine eigene Realität und Teil dieser Welt. Einerseits schreibe ich, um Elemente und Strukturen zu erfassen. Andererseits drängt die Sprache in eine forschende Selbstbestimmung.

In jedem Fall sind nun eine ganze Menge kurze und längere Texte hier entstanden. Zuletzt habe ich manche im Dialog mit der KI geschrieben.

Insgesamt muss ich sagen, dass mich das Klackern der Tastatur glücklich macht. Die Literatur macht es auch, durch das Schreiben und die Menge der Texte gewinnt man seine eigene Stimme, und man findet Souveränität in der Sprache vermutlich am besten jenseits einer neoliberalen Öffentlichkeit und unabhängig von den Reaktionen eines erwartungsfrohen Publikums.

Radikalisierung im Internet

Gestern habe ich mal wieder einen Beitrag zur Radikalisierung im Internet gehört. Ähnlich wie bei Amokschützen in den USA wird auch in Deutschland, bei Anschlägen wie in Hanau, oft die systemische Gewalt gegen das Individuum ausgespielt oder relativiert. Dann heißt es, dass sich ein Täter online radikalisiert habe, er sei schizophren oder pathogen in der psychologischen Erscheinung etc.

Das ist zu einfach, klingt hilflos und naiv. Die Anmerkung eines Überlebenden trifft den Kern des Problems: Dort, wo ein Rechtsextremist einen Amoklauf verübt, der von einer Exekutive verhindert werden soll, in der wiederum in Teilen das gleiche Gedankengut vertreten ist, da gelangen wir zur Ursache und die ist im Zusammenhang zu suchen, nicht im Einzelfall.

Der Wahnsinn soll weggesperrt oder ausgeschlossen werden. In der Ohnmacht darf nicht sein, was ist. Der eigentliche aber Wahnsinn ist, dass ein rechtsextremer Täter eben nicht aus der Einsamkeit entsteht, sondern aus der Gesellschaft, die diese Tat möglich macht. Das macht den Schützen nicht weniger schuldig, aber es entlastet auch nicht vorschnell das Kollektiv.

Wenn wir wirklich etwas gegen Radikalisierung und Extremismus machen wollen, dann müssen wir als Gesellschaft insgesamt begreifen, dass wir keine Stellvertreterkriege auf den Rücken von Einzelnen austragen können.

Schluss

Noch eine Anmerkung in eigener Sache und zu meiner persönlichen Sicherheit:

Ich besitze keinen Waffenschein, nur einen Angelschein, den ich selten nutze. Ansonsten bin ich Pazifist und Demokrat mit romantischem Idealismus und aufgeklärter Ideologie.

Mein Ich ist ein glücklicher Mensch, der sich zum erweiterten Denken fähig fühlt. Als Literat treffe ich im Alltag öfter auf fragende Blicke, aber das zeigt nur, wie tragisch es um die Sprache und die Literatur beschaffen ist.

Zensur und Repression, Rechtsruck

Es gibt keine Zensur
aber Repression und
sprachliche Gewalt
in allen Lagern
regiert
Ideologie

Kampagnen leiten uns
durch die Leere;
die fahle Blindheit der
sogenannten ›Linken
Mehrheit‹ produziert
wahllose Muster
aus der Vergangenheit

grün ist ein Attribut
wir kaufen regionale Politik
wer verkauft sie

Mistgabeln und Bauern
schaffen die Demokratie ab

es gibt
einen Rechtsruck; aber
die Nazis
werden heute nicht mehr
sie kommen nur wieder
aus ihren Löchern
und hetzen
in der Öffentlichkeit
oder am Spielfeldrand

und wieder schließen sich
einige Menschen willfährig an
Mitläufer lösen keine Probleme
Mitläufer sind auch weiblich
auch Nazis sind weiblich

hinter „der Politik“
stehen dunkle Eliten
sie stehen hinter
denen
ganz rechts
wo man
völkische Rassen
sucht
sie stehen nicht
hinter der Regierung
da stehen höchstens
ein paar Lobbyisten
die ihre Interessen
notfalls mit Gewalt
einfordern

hier breche ich eine Lanze
für die deutsche Politik
aber nicht für alle Politiker:innen
der demokratische Konsens
braucht eine Fortbildung
Anfragen bitte per DM


es gibt keine neue Rechte
es gibt nur Räume
in denen wieder geredet wird
was lange nur gedacht wurde

es gibt keine Welt
ohne Nazis
werd’ erwachsen

wer den Streit nicht erträgt
hat bei der Prüfung geschummelt

Mehrheiten sind realitätsblind

wie kann der Mensch
sich selbst so vergessen

vielleicht ist das
ehrliche Deutschlandbild das
das ich ganz vergessen hatte

ich bin bereit
ihnen die Wahrheit zu sagen
den rechten und
den neoliberalen Geistern
und den Patriarch:innen

Demokratie <3

Erst Paviane, dann Menschen

Nürnberg ist eine historische Stadt
die Geister lechzen nach Rache
Deutschland macht
den Radikalentest

in einem Zoo
sollen Paviane
einem Euthanasieprogramm
unterworfen werden
manchmal sei es sinnvoll
einige der Art zu töten
um den Bestand zu erhalten

wer folgt auf Paviane
wenn nicht Menschen

Das geteilte Bett

Ich stehe auf
der anderen Seite
und winke
aus der Freiheit
ins Dunkel
dort
wo Demokraten
zerrieben werden
und Autokraten
zerreiben;
und Emanzipation
bleibt nicht mehr
als eine
Businessstrategie
schade Schokol*

hier Shitstorm einbauen

zwischen uns
nur ein Zaun
brüchig
und alt
aber sie sagen
dass es eine
Selbstschussanlage
geben soll
auf der anderen Seite
und sie sagen
dass das Elend dort
noch größer wird

hier bin ich und winke
aus dem Schwesternheim
und sage gar nichts;
ich singe mein Lied
und lasse heute
niemanden mehr
unser geteiltes
Glück
zerstören
.
und morgen nicht
und übermorgen nicht
und überübermorgen auch nicht
und überüberübermorgen schon gar nicht
und überüberüberübermorgen …
bis die Macht sich am Superlativ verschluckt
dann geben wir den Lebenden
eine zweite Chance
.
oder
wir legen uns einfach noch was hin
und lieben uns dreimal
ohne sie
.
wir lassen niemanden
unser geteiltes
Glück
zerstören
.
in uns wächst
Gerechtigkeit
.

Ingebee

Ich habe eine
Marionette gebaut
und ihr ein altes
Leben
eingehaucht

ich schreibe
durch die Sprache
vergangener Tage
und antworte
auf die Literatur
ohne Licht

im Dunkel
sitzt ein Spatz
und träumt
vom Frühling

Träume werden
Wirklichkeit. Bald.

Link in die Zukunft >